Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen fiel der Bayer-Kurs vorige Woche auf 20 Euro – den niedrigsten Stand seit 23 Jahren. „Ungünstige Marktpreisentwicklungen und der Preisdruck durch Generika bei Pflanzenschutzmitteln hätten zu einer weiteren Prognosesenkung für 2024 geführt“, rechtfertigte sich Bayer-Chef Bill Anderson. Finanzchef Wolfgang Nickl mußte das dritte Jahr in Folge rückläufige Ergebnisse ankündigen. Wegen massiver Abschreibungen auf Monsanto fiel ein Verlust von knapp 4,2 Milliarden Euro an.
Seit der schuldenfinanzierten Übernahme des US-Konzerns 2018 mußte Bayer 12,9 Milliarden Euro auf dieses 63-Milliarden-Dollar-Fehlinvestment abschreiben. Nickl will mit „Kosten- und Effizienzmaßnahmen“ und dem Abbau von Hierarchien und Bürokratie gegenhalten: Seit Jahresbeginn sind schon 5.500 Stellen weggefallen. Wegen der Glyphosat-Klagen in den USA, des schwächelnden Pharmageschäfts, Patentabläufen und einem Schuldenstand höher als die Marktkapitalisierung „brennt das Haus Bayer lichterloh und Sie als Hausherr fangen zuerst einmal an aufzuräumen, anstatt die Brände zu löschen“, kritisierte Ingo Speich von Deka Investment den Bayer-Chef Anderson schon bei der letzten Hauptversammlung. 2015 war Bayer der wertvollste Konzern Deutschlands mit einer Marktkapitalisierung von 120 Milliarden Euro. Der Aktienkurs büßte seitdem vor allem durch die Kamikaze-Übernahme des Skandalkonzerns Monsanto etwa 80 Prozent ein. Die Marktkapitalisierung liegt nun bei einem Drittel des irrwitzigen Monsanto-Kaufpreises.
Die absehbaren weiteren Klagewellen in den USA binden auch Ressourcen. Weitere Monsanto-Milliardenrisiken drohen durch das längst verbotene Umweltgift PCB. Somit fehlen Bayer die Mittel für Investitionen in der Pharmasparte. Der schrittweise Wegfall von Patenten auf bisherige Blockbuster-Medikamente ist ein weiteres Menetekel für den Leverkusener Konzern. Eine weitere Aufspaltung des Konzerns wurde von Anderson vorerst abgelehnt. Die ausgegliederte Chemiesparte Lanxess ist nun wohl auch ein Übernahmekandidat, das bringt aber keine Entlastung. Eine Ausgliederung der Pharmasparte bringt derzeit zu wenig Geld. Leerverkäufer wetten inzwischen auf weiter fallende Aktienkurse. Bayer und seinen weltweit fast 100.000 Mitarbeitern läuft die Zeit davon.