Inklusion von Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen ist im heutigen Rußland immer noch ein Randthema. Auch Historiker könnten jedoch dazu beitragen, diese ignorante Haltung gegenüber Behinderten zu ändern. So berichtet die emigrierte, derzeit am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin tätige russische Historikerin Irina Rebrova, über die von ihr von 2018 bis 2022 kuratierte Wanderausstellung „Pomni o nas …“ („Erinnere dich an uns …“) zur Geschichte der Massentötung von Behinderten im Rahmen des Holocaust wie er zwischen Rostow am Don und dem Nordkaukasus 1942/43 stattfand. Allein in den psychiatrischen Kliniken im Nordkaukasus ermordeten Angehörige des Sonderkommandos 10a der Einsatzgruppe D 2.800 Behinderte mittels Gaswagen, darunter 214 Kinder des Kinderheims in Ejsk. Diese Ausstellung über eine notorisch vernachlässigte Opfergruppe des „Großen Vaterländischen Krieges“ stieß auf breite Resonanz (Osteuropa, 5/2024). Doch nach der russischen Invasion der Ukraine sei die Schau geschichtspolitisch „gekapert“ worden. Nun im Fahrwasser stalinistischer Erinnerungskultur segelnd, diene ihre reduzierte Version nur zur Illustration des „Genozids an den Völkern der Sowjetunion“, an dem sich auch „Faschisten“ aus der Ukraine beteiligt hätten. (ob) https://zeitschrift-osteuropa.de