Boomer. Der 63jährige Chefreporter der Wirtschaftswoche, Daniel Goffart, und seine Redakteur-Kollegin Angelika Melcher – Jahrgang 1997 – ergründen die Konflikte zwischen Eltern- und Kindergeneration. Das jüngst erschienene Buch „Boomer gegen Zoomer – Der neue Generationenkonflikt und wie wir uns besser verstehen können“, nimmt sich dabei den Fragen der Zeit an. „Bei der Vorbereitung kristallisierten sich folgende Kernfragen heraus: Sind die Boomer schuld am Klimawandel? Haben sie nicht erst den Wohlstand aufgebaut, den die Jungen heute genießen? Ist die Gen Z hedonistisch und nur bedingt arbeitswillig – oder haben die Boomer einem übertriebenen Leistungsgedanken gehuldigt?“ In Gesprächsform schildern beide Autoren ihre jeweilige Sicht der Dinge. Auch Themen außerhalb der linksliberalen Wohlfühlblase werden angesprochen. Versäumnisse in der Migrationspolitik, inklusive Arbeitslosen- und Kriminalstatistik, Cancel Culture. Hier vertritt der „alte weiße Mann“ die Forderung nach konsequentem Rechtsstaat und gesundem Menschenverstand, während die Generation-Z-Vertreterin Rassismus und Diskriminierung hinter allem vermutet. Hier wird – wenn auch mit angezogener Handbremse des „konservativen“ Diskutanten – noch ordentlich gestritten. (st)
Daniel Goffart, Angelika Melcher: Boomer gegen Zoomer – Der neue Generationenkonflikt und wie wir uns besser verstehen können. Berlin Verlag, Berlin/München 2024, gebunden, 223 Seiten. 22 Euro
Dressierter Nachwuchs. Die Jugend von heute ist konformistisch, faul und unfähig, eigene Gedanken zu entwickeln. So das harsche Urteil des Medienwissenschaftlers Michael Meyen. In seinem Buch betreibt der Professor an der LMU München Ursachenforschung. Die Kernthese: Die Jungen wurden eingefangen von einer Ideologie, die Herrschaftsverhältnisse verschleiert, das Band zu den Älteren kappt und die Aufmerksamkeit auf Felder lenkt, die den Mächtigen nicht wehtun. Wer produziert diese Ideologie? Der erste Teil von Meyens Antwort ist vorhersehbar. Er macht die Leitmedien und vor allem das Bildungssystem verantwortlich, spricht von der „Abschaffung der Urteilskraft“ in den Schulen und Hochschulen. Spannender fällt der zweite Teil seiner Analyse aus, in der er zunächst die Alterspyramide in den Blick nimmt. Junge Leute wüßten um die Überalterung der Gesellschaft, darum, daß es viel mehr freie Stellen als Bewerber gebe. Das ersticke praktisch jede Motivation. Hinzu kämen die sozialen Medien, die Narzißmus und Hypermoral fördern würden. Grund zur Hoffnung gebe es trotzdem. Corona und der Ukraine-Krieg könnten Kipppunkte gewesen sein, die den kritischen Geist der Jugend endlich wecken. (dh)
Michael Meyen: Der dressierte Nachwuchs. Was ist mit der Jugend los? Verlag Hintergrund, Berlin 2024, broschiert, 80 Seiten, 10,90 Euro