© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   06/98  30. Januar 1998

 
 
Interview: Alfred Mechtersheimer antwortet seinen Kritikern / Republikaner gleichbehandeln
Zersplitterung noch in 100 Jahren
von Thorsten Thaler

Herr Mechtersheimer, Gründungsmitglieder des "Friedenskomitee 2000" kritisieren eine zu enge Anlehnung an die Republikaner. Ist die Kritik berechtigt?

MECHTERSHEIMER: Es gibt einige Ex-Linke im Friedenskomitee, die verständlicherweise Vorbehalte haben gegen unsere Offenheit gegenüber den Republikanern. Das wird sich aber mit zunehmendem Verfolgungsdruck auf alle Nationalen legen. In jedem Fall sollten wir nicht hinter das Mainzer Verwaltungsgericht zurückfallen, das bei den Republikanern keine verfassungsfeindlichen Tendenzen feststellen konnte. Der eigentliche Konflikt besteht darin, daß Rolf Stolz vorgeschlagen hatte, einen Abgrenzungsbeschluß zu fassen, in dem nur von den Republikanern die Rede war. Das halte ich für unerträglich. Ich war konsequent dagegen, weil es sich die Deutschland-Bewegung nicht leisten darf, in diese Unsitte und Unkultur von Abgrenzungsbeschlüssen zu verfallen.

Friedenskomitee und Deutschland-Bewegung verstehen sich als überparteiliche Organisationen. Warum sollte es überhaupt eine Anlehnung an Parteien geben?

MECHTERSHEIMER: Die Deutschland-Bewegung hat die primäre Aufgabe der Bewußseinsveränderung. Aber gleichzeitig muß sie auch einen Beitrag zur Überwindung der unerträglichen parteipolitischen Zersplitterung der Nationalen leisten. Und da gibt es das Konzept der Konzentration auf die erfolgversprechendste Partei, ein anderes Konzept kenne ich nicht. Danach werden sich die Wähler, die sich in der Deutschland-Bewegung engagieren, sowohl bei den Landtagswahlen als auch am 27. September bei der Bundestagswahl orientieren. Dabei werden sie hoffentlich auf ihr Gewissen hören und nicht auf den Verfassungschutz.

Entfallen Sie nicht als Gesprächspartner für andere Parteien, wenn Sie sich so eindeutig auf die Republikaner festlegen?

MECHTERSHEIMER: Wir legen uns ja nicht auf die Republikaner fest, sondern wir wollen, daß sie wie jede andere Partei als Gespächspartner akzeptiert werden. Wir kämpfen für die Gleichbehandlung aller Parteien, die uns inhaltlich nahestehen. Das ist die neue Qualität der Deutschland-Bewegung. Die Gesprächsfähigkeit wird im übrigen nicht dadurch zerstört, daß wir Solidarität mit einer verfolgten Partei zeigen.

Müssen Sie sich nicht sorgen, vereinnahmt zu werden?

MECHTERSHEIMER: Nein, jeder weiß, daß wir uns nicht vereinnahmen lassen. Da gibt es sicher gewisse Hoffnungen, aber das hat noch niemand mit Erfolg versucht.

In der Deutschland-Bewegung engagieren sich neben Konservativen und Rechten auch nationale Linke. Werden die nicht eher abgeschreckt durch eine allzu enge rechte Parteianbindung?

MECHTERSHEIMER: Es gibt keine Bindung an eine Rechtspartei. Es gibt nur die neue Position, daß man auch mit den Republikanern so umgeht wie mit jeder anderen demokratischen Partei. Ich bin derjenige, der wohl am stärksten das Primat der Bewegung vor den Parteien immer wieder predigt. Nur: eine Bewegung ohne Zusammenarbeit mit Parteien ist Sektierertum.

Das heißt, Sie wollen sich mit der Deutschland-Bewegung auch künftig nicht als Wählerinitiative verstehen?

MECHTERSHEIMER: Das war ein Denkmodell, das aber zurückgestellt wurde. Dennoch gibt es nur eine Lösung: die Konzentration auf die erfolgversprechendste Partei. Wer das im Augenblick ist, ist nicht eindeutig zu sagen. Aber wenn es die Republikaner wären, sollten sich alle auf diese Partei konzentrieren. Sonst werden wir noch in hundert Jahren Parteien haben, die zersplittert sind und sich gegenseitig jeden parlamentarischen Erfolg zerstören.

Sie äußern aber auch durchaus deutliche Kritik an den Republikanern. Welche Punkte stören Sie?

MECHTERSHEIMER: Sie sind zu weit von dem entfernt, was Bewegung ausmacht. Die Partei muß sich stärker der Gesellschaft öffnen, von ihrer Staatsfixiertheit loskommen und mit vorpolitischen Gruppierungen enger zusammenarbeiten. Auch das Erscheinungsbild der Partei muß sich ändern. Die Gesprächsebene mit den Republikanern trägt auch dazu bei, darauf Einfluß zu nehmen.


 
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