© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   15/98 03. April 1998

 
 
Bolko Hoffmann
Gegen Banken und Konzerne
von Dieter Stein

Glaubt man den politischen Auguren, ist das Thema Euro endgültig gegessen. Es gilt derjenige als gut informiert, der auf die besorgte Frage „Kommt der Euro nun oder nicht?" mit einer lässigen, gelangweilten Handbewegung abwinkt und mit seherisch zum Horizont schweifendem Blick murmelt, der Zug sei bereits abgefahren. Einer, der den Kampf gegen die europäische Risikowährung noch nicht aufgegeben hat, ist der Düsseldorfer Kaufmann Bolko Hoffmann (60). Der Herausgeber des Aktien-Anlegerblattes Effekten-Spiegel schaltet dieser Tage in dutzenden überregionalen Zeitungen ganzseitige Anzeigen für seine „Initiative Pro D-Mark". Überschrift: „Das Großkapital plündert die deutsche Volkswirtschaft aus". Das markige Motto könnte der PDS gut zu Gesicht stehen – oder einer oppositionellen Rechts-Partei. Doch hier ist ein Verfechter der freien Marktwirtschaft am Werk. Hoffmann hatte bereits im vergangenen Jahr mit einer Anzeigenserie unter dem Motto „Kohl treibt uns mit seinem Euro-Wahn immer tiefer in die Wirtschaftskrise" gegen den Euro agitiert. Hauptkritikpunkt: Gewinner seien Banken und Großkonzerne, die Verlierer Mittelstand, Sparer, Rentner. Hoffmanns Forderungen gipfelten damals in dem Satz: „Die Macht der Banken muß gebrochen werden." Seine Zeitschrift Effekten-Spiegel, laut Eigenwerbung das größte Börsenjournal Europas, ist den kleinen und mittelständischen Anlegern verpflichtet. Hoffmann setzt sich leidenschaftlich mit Banken auseinander. In einem schon seit Jahren laufenden Prozeß befehdet er sich mit der Commerzbank – und hat bisher stets gesiegt.

Jetzt fordert Hoffmann neben dem Stopp des Euro ein über die Börse finanziertes Konjunkturprogramm, um die Wirtschaft anzukurbeln. 300 Milliarden Mark will Hoffmann aus zu versteuernden verdeckten Gewinnen der Großkonzerne für den Staat kassieren, um sie in dieses Programm zu investieren. Das Verschleiern von Unternehmensgewinnen ist ein allgemeines Ärgernis, Hoffmanns simple Forderung wird von Branchenkritikern als „populistisch" bezeichnet – sie kommt aber gut an.

Hoffmann mischt sich nicht erst seit heute in die Politik ein. 1979 war er dabei, als Hermann Fredersdorf, Vorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft, eine „Bürgerpartei" gründete, die für radikale Steuersenkungen eintrat. Die Bürgerpartei, deren Bundesschatzmeister Hoffmann war, zerbrach 1981, als die Erfolge ausblieben – trotz der Unterstützung durch den CSU-Vorsitzenden Franz-Josef Strauß, der an einer „vierten Partei" als verlängertem Arm der CSU interessiert war. Stellvertreterin von Fredersdorf war damals Trude Unruh vom Senioren-Schutz-Bund „Graue Panther".

In die Parteipolitik zieht es Hoffmann nicht mehr. Seit seinem Versuch bei der „Bürgerpartei" hat er Avancen von Parteien stets abgelehnt.


 
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