© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/98 10. April 1998

 
 
Kolumne
Preußen!
Von Heinrich Lummer

Preußen war ein Staat. Zuletzt ein Teil des deutschen Reiches. Und nicht der schlechteste. Dies wird deutlich am preußischen Widerstand gegen Hitler, und dies wird, um ein Extrem zu nennen, auch deutlich daran, daß es den Kölner Dom in dieser Vollendung heute wohl kaum geben würde ohne preußische Hilfe. Die Siegermächte sahen in Preußen Ausgangspunkt und Vollendung des "bösen" Deutschland. Deshalb wurde Preußen durch Beschluß des Konrtrolltates vom 27. Februar 1947 aufgelöst und der Name verboten.

Aber Preußen hatte auch eine Seele. Preußen war auch eine Idee, ein Geist. Den Staat zerschlugen die Sieger, den Geist kann man nicht töten. Vielleicht schläft er. Vielleicht sollte er geweckt werden. Denn Preußen, das war auch eine Haltung und eine Gesinnung, die ein Staat möglicherweise zum Überleben benötigt. Von Tugenden, vielleicht auch Sekundärtugenden wäre da zu reden, Davon, daß der Mensch nicht nur Rechte hat, sondern auch Pflichten. Man muß ja nicht gleich fürs Vaterland sterben wollen, aber für das allgemeine Wohl zu arbeiten und wenn es not tut, den Gürtel ein wenig enger zu schnallen, da wäre wohl gut. Und auch gut preußisch. Der Name ist nicht ganz tot. Er lebt in der preußischen Seehandlung oder in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Auch für die Bayern gibt es die Preußen immer noch. Vielleicht sollte man andere Wiederbelebungsversuche machen. Im Jahre 1995 gab der russische Diplomat Walentin Koptelzew der Welt ein Interview, in dem er folgendes sagte: "Außerdem halte ich es für sehr wichtig, daß Berlin und Brandenburg sich zu einem gemeinsamen Bundesland vereinen. Ich persönlich werde auch nichts dagegen haben, wenn das Land sich Preußen nennen würde."

Deutschland stünde es nun frei, den Namen Preußen wieder zu verwenden. Das finde ich gut. Schon im Januar 1991 hatte ich Ministerpräsident Stolpe den Vorschlag gemacht, das Land Brandenburg Preußen zu nennen. Diese Idee sollte man im Auge behalten, wenn es demnächst zu einem weiteren Versuch kommt, die beiden Länder Berlin und Brandenburg zu vereinigen.

Gewiß wird die Forderung nach Verwendung des Namens Preußen für heftige politische Diskussionen sorgen. Doch dies ist ja nichts Neues in diesem Lande. Immer dann, wenn deutsche Traditionen wiederbelebt werden sollen, schreien linke Politiker, Publizisten und Journalisten Mord und Brand. Dies sollte uns aber nicht daran hindern, eine notwendige Diskussion zu führen.


 
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