© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/98 24. April 1998

 
 
Konzentrierte Bankenmacht
von Bernd-Thomas Ramb

Eigentlich lieben die Banken keine Schlagzeilen oder gar der Öffentlichkeit suspekte Sachverhalte. Die jüngsten und in den kommenden Wochen vermuteten Fusionen in- und ausländischer Großbanken sowie Übernahmen bankähnlicher Firmen, vor allem aus der Versicherungsbranche, bleiben jedoch selbst dem an Geldfragen desinteressierten Bürger nicht verborgen. Was sich derzeit in den USA, aber auch zunehmend in Europa, in Sachen Mega-Banking abspielt, ist der erläuternden Analyse wert.

Natürlich stehen, wie so häufig bei Firmenfusionen, Aspekte der Kostenersparnis nicht hintan. Die Zahlen der Zweigstellen lassen sich nicht nur im räumlichen Umfang, sondern vor allem auch im personellen Bedarf drastisch herunterrationalisieren – und damit die Fixkosten des allgemeinen Bankbetriebs besser auf die Einzelgebühren abwälzen. Noch interessanter für die Bankenchefs sind jedoch die Möglichkeiten der Preisgestaltung. Je weniger Konkurrenten auf dem Markt sind, desto leichter lassen sich die Gebühren für die Dienstleistungen in die Höhe schrauben.

Der unliebsame Wettbewerbsdruck durch eine Vielzahl kleiner Bankinstitute darf dabei nicht nur national und statisch gesehen werden. Durch die zunehmend weltweite Öffnung der Finanzmärkte bedrückt die deutschen Großbanken beispielsweise nicht nur die bestehende Konkurrenz auf dem heimischen Markt, sondern zusätzlich auch verstärkter internationaler Wettbewerb. Ein weiterer Aspekt betrifft die Internationalisierung der Bankgeschäfte selbst. Da wollen Kunden etwa aus der unsicheren Beäugung der sicher kommenden, aber nicht sicher wirkenden Euro-Währung vorher in zunehmend sicheren Teilnehmer-Währungen spekulieren und nachher in vertrauenswürdige Nicht-Euro-Währungen wechseln. Internationale Bankenverflechtungen tun daher not.

Sofern die Motive der Bankenfusionen Ausfluß staatlicher Machwerke sind, kann der daraus entstehende Konzentrationsprozeß aus marktwirtschaftlicher Sicht natürlich nicht gutgeheißen werden. Er widerspricht dem freien Spiel der Kräfte und verhindert somit ökonomische Effizienz. Auf der anderen Seite eröffnen die internationalen Megabanken aber auch eine zunehmende geldpolitische Machtverschiebung unter Schwächung des Einflusses der nationalen Zentralbanken. Selbst die künftig den Euro lenkende Europäische Zentralbank dürfte angesichts der internationalen Gestaltungsmöglichkeiten kaum in der Lage sein, etwa einer durch französische Banken und amerikanische Anlagefirmen erweiterten Deutschen Bank wirksame Vorschriften machen zu können. Vielleicht sehen deshalb die deutschen Großbanken dem Euro-Fiasko so gelassen entgegen. Siehe Beitrag Seite 17


 
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