© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/98  01. Mai 1998

 
 
Bund Freier Bürger: Kontakt zu Bolko Hoffmann
"Inhumaner Geist"
von Dieter Stein

Wen hätten Bürger anderes wählen sollen, wenn sie gegen die Bonner und Magdeburger Politik demonstrieren wollten?

BRUNNER: Nach meiner Einschätzung haben die meisten die DVU inhaltlich nicht so überzeugend gefunden und viele auch nicht deren Sprüche, sondern sie haben in dieser Wahl einfach nach dem größten Knüppel gesucht, mit dem sie die Herrschenden am schmerzlichsten bestrafen können. Als größter Knüppel ist ihnen eben die DVU erschienen.

Wie wollen Sie gegenhalten?

BRUNNER: Wir müssen den Leuten sagen, daß wir eine Partei sind, mit der sie mittelfristig das derzeitige politische System ablösen können, ohne daß sie Politrabauken werden müssen. Wir können inhaltlich arbeiten. Wir haben das Personal und das Programm.

Die DVU hat einfache Forderungen formuliert. Waren sie ungewöhnlich?

BRUNNER: Die Forderungen für sich haben oft einen wahren Kern. Die DVU strahlt aber einen Geist der Inhumanität aus und führt eine Sprache der Brutalität. Damit bewegt sie sich nicht im Rahmen einer kultivierten demokratischen Auseinandersetzung und deswegen grenzt sie sich selbst aus. Ein solcher Erfolg um diesen Preis kann für keinen ernsthaften Menschen etwas wert sein.

Letzte Woche hat Bolko Hoffmann eine Partei gegründet. Wäre nicht mit ihm eine Einigung möglich gewesen?

BRUNNER: Wir hatten Kontakte mit Herrn Hoffmann. Doch seine Botschaft an uns lautete, er wolle die reine Mitte darstellen und wir gehörten in den rechten politischen Bereich. Er wolle mit der Öffentlichkeit und den Medien arbeiten können und wer im rechten politischen Bereich arbeitet, dem sei das verwehrt. Das muß ich zur Kenntnis nehmen.

Das Ganze ist nicht mehr nachvollziehbar.

BRUNNER: Wenn Herr Hoffmann glaubt, völlig unbelastet antreten zu können, muß er doch bemerkt haben, wie schnell die Medien, eine frühere Großspende an die Republikaner behauptet haben. Er wird sich wundern, wie weit er mit seinem Konzept einer klinisch reinen Mitte angesichts unseres Meinungsklimas kommen wird.


 
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