© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/98 18. September 1998

 
Franz Schönhuber: Spitzenkandidat der DVU in Bayern
"Was fällt, soll man nicht stoßen"
von Thorsten Thaler

Herr Schönhuber, in Bayern wählen heißt, die CSU gewinnt und alle anderen schauen dumm aus der Wäsche. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?

SCHÖNHUBER: Die CSU ist Weltmeister im Kopieren gängiger und erfolgversprechender Ideen. Und da viele Menschen ein kurzes Gedächtnis haben, fällt man auf die Kopisten immer wieder herein. Franz Josef Strauß hat den Dummenfang vorgegeben. Am 16. September 1970 hat er in Bad Reichenhall gesagt: "Man muß sich der nationalen Kräfte bedienen, auch wenn sie noch so reaktionär sind. Hinterher ist es immer möglich, sie elegant abzuservieren. Denn mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein." Dies sei allen Patrioten ins Stammbuch geschrieben, die glauben, die CSU nehme es ernst mit der nationalen Interessenwahrung.

Was genau zeichnet die CSU aus, und was macht sie so immun gegen äußere Einflüsse?

SCHÖNHUBER: Ihr windiger Populismus, die Verankerung in den Vereinen, die Hilfe der Kirche. Und das in Bayern übliche "Mir san mir"-Gefühl.

Könnte eine CSU in dieser Verfassung nicht ein bundesweites Erfolgsmodell sein?

SCHÖNHUBER: Nein, das wäre eine Preisgabe der Idee von einer sozial-patriotischen Partei mit hoher ökologischer Verpflichtung.

Die Republikaner haben den Sprung in den Landtag nicht geschafft. Hand aufs Herz: Wie groß ist Ihre Schadenfreude?

SCHÖNHUBER: Die Frage kann doch wohl nicht ernst gemeint sein. Ich kann mich doch als Mitbegründer nicht darüber freuen, daß mein Lebenswerk Stück für Stück kaputt gemacht wird. Mir tut die Basis der Partei leid. Ich halte mich an das russische Sprichwort: Was fällt, soll man nicht auch noch stoßen.

Worauf führen Sie das Scheitern zurück?

SCHÖNHUBER: Auf den Kurs der Anpassung, der Anbiederung an die etablierten Parteien, auf den Mangel an zugkräftigen Rednern. Auf die haßerfüllten innerparteilichen Auseinandersetzungen. Es wurde mehr Energie auf die Ausschaltung der Gegner des Anpassungskurses verbraucht, als auf die Auseinandersetzung mit den Etablierten. Eine Partei, die sich kaum mehr traut, bei Veranstaltungen die Nationalhymne zu singen, richtet sich selbst.

Haben Sie und DVU-Chef Frey mit durchsichtigen Wahlempfehlungen an potentielle Rechtswähler für den BFB und die CSU nicht Ihr Scherflein dazu beigetragen?

SCHÖNHUBER: Nein. Ich habe lediglich eine Wahlempfehlung für Manfred Brunner abgegeben. Wir sind seit Jahren befreundet. Und wenn ich auch Teile seines patriotischen Kurses nicht nachvollziehen kann, so schätze ich ihn im Gegensatz zu dem verleumderischen REP-Landesvorsitzenden Gärtner als anständigen Menschen. Außerdem: Haben Sie schon vergessen, daß Rolf Schlierer eine Postwurfsendung in Sachsen-Anhalt unter die Leute brachte, worin er gemeinsam mit den Vertretern der etablierten Parteien und der PDS in übler Form gegen die DVU hetzte?

Welche Folgerungen ziehen Sie aus dem Ergebnis der bayerischen Landtagswahl für die Bundestagswahl?

SCHÖNHUBER: Nur eine: Wenn das Einigungswerk unter den Rechten nicht gelingt, wird es heißen: getrennt marschieren, gemeinsam verlieren!


 
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