© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/98  02. Oktober 1998

 
 
Deutsche Volksunion: Franz Schönhuber über den Ausgang der Wahlen
Visionen sind Realität von morgen
von Thorsten Thaler

Der bei der Bundestagswahl erfolgte "deutliche Linksruck" eröffnet nach Ansicht des parteilosen Spitzenkandidaten der DVU in Bayern, Franz Schönhuber, langfristig der deutschen Rechten eine Chance. Die Richtigkeit von Programmen und Ideen hänge nicht von den jeweiligen Wahlergebnissen ab. "Die Vision von heute kann die Realität von morgen werden", sagte der frühere Republikaner-Chef in einem Gespräch mit der jungen freiheit.

Zum Abschneiden der DVU bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern, wo ihr Wahlforscher übereinstimmend den Einzug in den Schweriner Landtag vorhergesagt hatten, erklärte Schönhuber, das Zusammenfallen der Bundes- und Landtagswahl habe sich negativ ausgewirkt. Die DVU habe sich plakativ nicht so absetzen können, wie dies in Sachsen-Anhalt der Fall gewesen sei. Dort hatte die Partei bei der Landtagswahl im April noch 12,9 Prozent erzielen können. In Mecklenburg-Vorpommernscheiterte die DVU jetzt mit 2,9 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde. Als weiteren Grund für dieses Wahlergebis führte Schönhuber ins Feld, daß die "permanente Verunglimpfung" der Kandidaten in den Medien ihre Wirkung gezeigt habe. Schönhuber räumte allerdings ein, daß beileibe nicht alle Kandidaten "präsentabel" gewesen seien. Das personelle Angebot sei aber in allen Rechtsparteien "verbesserungswürdig".

Das DVU-Ergebnis in seiner bayerischen Heimat (0,6 Prozent) bezeichnete Schönhuber als "vorhersehbar". Es liege aber nicht in seinem Charakter, "weinerlich nach Ausreden zu suchen und von Opfergang zu salbadern".

Der heute 75jährige Schönhuber will auch künftig auf eine Zusammenarbeit der politikfähigen deutschen Rechten hinarbeiten, macht sich allerdings wenig Hoffnung. Mit der wechselseitigen Abgrenzung werde es wie bisher weitergehen. "In Kenntnis der persönlichkeitsstrukturen der jeweiligen Vorsitzenden und angesichts der schweren verbalen Verletzungen, die man sich auf der rechten Seite des politischen Spektrums gegenseitig zugefügt hat, kann ich mir für längere Zeit eine Zusammenarbeit nicht vorstellen", erklärte Schönhuber.

Die deutsche Rechte müsse sich damit abfinden, so schönhuber, "daß wir in einer von den Medien beherrschten und von manchen Demoskopen manipulierten Scheindemokratie leben, die gutmütige Riesen zu Giftzwergen denaturieren kann." Die Rechten in Deutschland sollten deshalb "nicht Teil des Systems werden, sondern seine Überwinder". Das Ziel müsse eine wahre Demokratie sein, die den Begriff Volksherrschaft verdiene. Schönhuber bekannte sich dazu, Anhänger einer Fundamentalopposition im Sinne des Vorsitzenden des Front National, Jean Marie Le Pen, zu sein, den er mit den Worten zitierte: "Ich ziehe es vor, mit meinen Ideen zu verlieren, als mit denen der Gegner zu siegen."

Gegenüber der jungen freiheit bekräftigte Franz Schönhuber, bei der Europawahl im Juni 1999 für die DVU als Spitzenkandidat antreten zu wollen. Wer auf einen Bruch der Allianz mit DVU-Chef Frey hoffe, werde sich irren.


 
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