© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/98  16. Oktober 1998

 
 
Rolf Stolz: Kommt der Islam? Fundamentalisten vor den Toren Europas
Muhammads willige Vollstrecker
Hans-Peter Raddatz

Nach seiner 1994 erschienenen Einführungsdarstellung "Die Mullahs am Rhein" (2. Aufl.: "Die Mullahs in Deutschland"), die sich in Schwerpunkten mit dem spezifisch deutschen Türkenproblem und seinen linksradikalen Protagonisten beschäftigt, hat Rolf Stolz nun mit "Kommt der Islam? Fundamentalisten vor den Toren Europas" eine noch brisantere und umfassendere Analyse des Islam als Strukturproblem des Westens vorgelegt.

Stolz gliedert seine Darstellung in sechs, ihrerseits unterteilte Kapitel, in denen die komplexe Problemstellung nach ihren prominenten Merkmalen strukturiert wird: Neben einem Geschichtsabriß Islam/Abendland beleuchtet Stolz den Islam als Prinzip der Antifreiheit, des Antifriedens, der Aggression und der Expansion. Danach folgt eine Zustandsbilanz und Lösungsansätze.

Wenngleich eine Straffung dieser Gliederung thematisch möglich erscheint, so läßt gerade die weitgehende Differenzierung den uralten Antagonismus Orient/Okzident hervortreten, der sich bereits in der Antike zwischen hellenischen Demokratieansätzen und persischer Despotie abzuzeichnen begann. Spätestens seit dem hohen Mittelalter formierten sich hier unter detailliertem Glaubens- und Verhaltenszwang gleichgeschaltete Individuen in sakral-autokratischen Einheitsgesellschaften.

Einer der wesentlichsten Gesichtspunkte, wenn nicht der Zentralaspekt der abendländischen Entwicklung überhaupt, liegt in der positiven Zukunftsdynamik, die sich aus der christlichen Verbindung der Gleichheit fehlbarer Menschen vor Gott und der Vergebung der Sünden ergibt und durch zunehmende Individualisierung des Glaubens letztendlich die Auflösung des mittelalterlichen Kirchendiktats mit Hinwendung zu Aufklärung und wissenschaftlichem Fortschrittsdenken bewirkte.

Dem entgegen sind es im Islam gerade der Feudalismus und ein Gottesbild mit Koran und Prophet als Grundlage, die den Einzelnen auf ein stringentes Denk- und Verhaltenskorsett in einer egalitären Gesellschaft ohne jede Erlösungsperspektive bzw. Lebensalternative verpflichten. Die sich hieraus ergebende statische Einheitsgesellschaft mit politischer Machtbetonung im Sinne der Glaubensverbreitung ist in Ablehnung kritischer Selbstanalyse und historischer Relativierung erstarrt, seit im 9./10. Jahrhundert mit Überwindung der einzigen rationalen Bewegung, der "Mu’tazila", die Chance einer geistigen Dynamisierung verspielt wurde (weniger als Reformation, wie Stolz vermutet, sondern eher als deren Grundlage), insoweit, als seinerzeit der menschliche Verstand sich nachhaltig hätte von der zwanghaften Beschränkung auf Glaubenskodex und Lebensreglementierung lösen können.

In dem Maße, wie das Abendland sich säkularisierte, zementierte sich im Islam die bereits vom Propheten vorgelebte, religiös-politische Machtfunktion, die den Islam als einzig mögliche Form menschlichen Zusammenlebens vertritt, den Glauben den ihre elitäre Zugehörigkeit vermittelt und sie dergestalt motiviert zur Verbreitung des Glaubens auffordert, wann und wo immer sich die Möglichkeit hierzu bietet (djihad). Dieser Primat der gewaltorientierten Machtausübung rechtfertigt jedwede Barbarei als legitimes Mittel und bildet neben dem Druck durch westliche Kolonisierung und wissenschaftliche Überlegenheit die eigentliche, dogmatische Wurzel des islamischen Fundamentalismus, wie er sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts, zunächst zögernd und nach Ende des Kalten Krieges mit wachsender Brutalität, entfaltete.

Es gehört zu den Standardmustern der deutschen Islamverfälschung, den "eigentlichen, toleranten Islam" grundsätzlich vom Fundamentalismus als einer Art unnatürlicher Aberration zu trennen, ohne dabei zur Kenntnis zu nehmen, daß die ideologischen Grundlagen und politischen Machtstrukturen des orthodoxen Islam Gewalt und Intoleranz enthalten. Hierfür steht nicht nur das beeindruckende historische Fundament der islamischen Religionsideologie, sondern vor allem die Fülle zeitgeschichtlicher Beispiele, die Stolz zur Herleitung der aktuellen Konfliktpotentiale für Deutschland und Westeuropa zusammengestellt hat.

Die fundamentalen Grundlagen des Islam (Koran, Prophetentradition und Religionsgesetz) bilden einen ungeheuren, über Jahrhunderte entwickelten und verfeinerten Komplex detaillierter Vorschriften und Reglementierung, die dem Menschen ein allzeit kontrolliertes Normverhalten aufzwingen und damit jeden qualifizierten Kontakt mit Andersgläubigen bzw. islamfremdem Wissen generell unterbinden. In 1000jährigem Konsenszwang dieser Art hat sich eine passiv-rezeptive Stillstandsgesellschaft gebildet, in der sich jeder Gläubige diesem Weltbild unterwirft, da es die einzige authentische Wahrheitsbasis der Islamgesellschaft (umma) darstellt.

Stolz läßt wiederholt keinen Zweifel daran aufkommen, daß der Islam mit der Repression der "Gläubigen" durch umfassende Verhaltens- und Denkregeln, einen elitären Dominanzanspruch und führerbetonte Machtstrukturen beklemmende Nähe zu faschistischen Systemen dieses Jahrhunderts erkennen läßt, mithin also gerade in Deutschland zu besonderer Skepsis veranlassen sollte.

Noch unnachsichtiger als mit den ideologisch-totalitären Strukturen des Islam geht Stolz mit den Handlangern derselben ins Gericht. Seit Jahren wird der Asyl- und Flüchtlingspolitik eine konzept- und damit schrankenlose Priorität eingeräumt, die kritische Wertungen fremder Kulturen rigoros unterdrückt. In einer Fülle systematischer Beispielsfälle kann Stolz – und dies ist die eigentliche Stärke seiner Darstellungsform – dicht und überzeugend den Aufbau einer pluralistischen deutschen Aktionsfront für den Islam seit Beginn der 90er Jahre nachweisen. In der immer routinierter werdenden Verharmlosung der strukturellen, teilweise verfassungsfeindlichen Geburtsdefekte des Islam unter Dauerverweis auf die deutsche Kollektivpflicht gegenüber allen Ausländern hat sich ein Interessenteam formiert, das sich zwar heterogen zusammensetzt, aber den islamischen, insbesondere türkischen Vormarsch durchaus homogen fördert.

In einer von so unterschiedlichen Motiven wie Korruption, kühler Profitkalkulation, deutschem Selbsthaß, irrationaler Fremdenliebe und masochistischer Unterwerfung getriebenen und dennoch konzertierten Allianz werden die Interessen des Islam auf diversen Ebenen wahrgenommen. Deutsche Politiker, allen voran Liberalisten wie Kinkel, Hirsch und Schmalz-Jacobsen oder Christlinke wie Geißler und Süssmuth, nutzen jede Gelegenheit, die Einwanderung zu fördern und in einer unsäglichen Mixtur aus "kritischen Dialogen" mit Terrorregimen und der Nazischuld-Ritualisierung eine neumoralische Argumentation für den Machterhalt und multikulturell-ökonomische Interessen zu entwickeln.

Wie Verhöhnung wirkt hier die angebliche "kulturelle Bereicherung", die von den Islam-Ghettos zu erwarten sei. In diesem obskuren Panoptikum finden sich ultralinke Journalisten, die terroristische Kaderführer hofieren, ebenso wieder wie bezeichnenderweise auch ultra-konservative Katholiken, denen Aufklärung und Frauenemanzipation noch immer Dornen im Auge sind. In diesen vielstimmigen Abgesang an die Vernunft reiht sich nicht zuletzt die Majorität derjenigen ein, die es aus erster Hand wissen müßten: deutsche Orientalisten, die die Systemdefekte des Islam zwar verstehen, aber konsequent ausblenden und sich der Aktualität der islamischen Konfliktperspektive durch den Rückzug auf isolierte Einzelaspekte entziehen. Bekannter Problemfall in dieser Richtung ist die "unpolitische" Mystikspezialistin Schimmel, deren Aktivität sich seit Jahrzehnten auf den Terrorislam Irans und Pakistans konzentriert.

In überzeugender Nüchternheit entwickelt Stolz ein bedrückendes Szenario der fortschreitenden Landnahme durch mehrheitlich türkische Muslime, die die begonnene Tendenz der Ghettobildung in den Großstädten durch ungehemmte Einwanderung weiter verstärkt. Ideologische Ablehnung der Demokratie und zwanghafte, in Deutschland bereits begonnene Herausbildung islamischer Politstrukturen rechtsextremer Prägung und Koranschulen über Doktrin-Universitäten und "Sozialverbände" aller Schattierungen bis zu straff organisierten Kampfkadern führen in der kommenden Größenordnung von fünf bis sechs Millionen bis 2005 zu hochmotivierten, untereinander vernetzten Ghetto-Komplexen mit einer entsprechend flexiblen Schlagkraft, zu deren Bekämpfung dem deutschen Staatsapparat infolge fortgesetzter Verharmlosung bislang kein kompatibles Sicherheitskonzept eingefallen ist.

In dem vielleicht besten Abschnitt seines Buches zieht Stolz alle Register seiner profunden Kenntnis der Türkei, die sich nach seiner Einschätzung auf eine nochmals erhöhte Migrationsphase vorbereitet. Was dies für weitere Ghettoisierung und Kriminalisierung der deutschen Großstädte bedeuten kann, entzieht sich der westeuropäischen Phantasie. Einen Vorgeschmack liefern die inzwischen zum Ghetto-Alltag gehörenden Übergriffe, die in linksgewirkten Medien bislang nur sporadische Erwähnung gefunden haben.

Der Autor bietet allerdings auch Lösungsaspekte an, um seinem Ziel, einer selbstbewußten deutschen Nation in einem abendländisch erneuerten Europa, auf friedlichem Wege näherzukommen. Im wesentlichen erhofft er sich dies von einem verfassungsfreundlichen Euro-Islam, der Einleitung vorsichtiger Reformen in den islamischen Ländern, einhergehend mit dem Ende der dortigen Christenverfolgung, sowie regelmäßiger Rückführungsaktionen aus den Türken-Ghettos ins Heimatland. Immer wieder wiederholt Stolz seine dringende Empfehlung an die Muslime, dem deutschen Volk nicht zuviel abzuverlangen, um das Erreichte nicht zu gefährden.

Rolf Stolz hat mit "Kommt der Islam?" eine längst überfällige Bewertung der Islamstrukturen und ihres Konfliktpotentials in der deutsch/europäischen Demokratie vorgelegt, die in gedanklicher Unabhängigkeit und kenntnisreicher Detaildarstellung nicht nur die ideologische Prägung des Islam, sondern auch die Bedrohung der staatlichen Integrität Deutschlands verdeutlicht. Der Flut zensierter Einheitsbilder setzt Stolz eine klare, flüssig zu lesende Wirklichkeitsanalyse mit ausgeprägter Praxisorientierung entgegen, deren Sache zwar in einigen Passagen mit einer weniger polemischen Betrachtungsweise eher gedient wäre, der jedoch in jedem Falle eine flächendeckende Verbreitung zu wünschen ist. Denn durch die Islamisierung Deutschlands wird nicht nur der nationale Generationenvertrag gebrochen, sondern es wird die Lebensgrundlage sowohl der eigenen Bevölkerung als auch der Ausländer in Frage gestellt, die außerhalb der Ghettos eine integrierte Existenz führen oder aufbauen wollen. Von der zynischen deutschen Menschenverschiebung regelrecht verraten werden sich insbesondere die gemäßigten Muslime fühlen, die sich innerhalb der Islam-Ghettos den radikal-islamischen Umtrieben entziehen wollen und zwangsläufig in akute Existenzbedrohung geraten werden, bevor sie überhaupt eine Chance erhalten, eine kulturelle Bereicherung unserer Gesellschaft darzustellen. Ein wirkliches Interesse in dieser Richtung scheint ohnehin nicht gegeben zu sein, wenn man die intensiv betriebene Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft berücksichtigt, mit der jede Integration im Ansatz erstickt wird.

 

Rolf Stolz: Kommt der Islam? Fundamentalisten vor den Toren Europas. Herbig Verlag, München 1997, 368 Seiten, geb., 44,90 DM


 
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