© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/98  23. Oktober 1998

 
 
Meldungen

Postkommunisten werben mit Ceausescu

BUKAREST. Eine von vielen Rumänen als ungewöhnlich dreist empfundene Wahlwerbung für die Bürgermeisterwahl in Bukarest der "Arbeiterpartei", einer Nachfolgeorganisation der Kommunistischen Partei Rumäniens, sorgt derzeit für Aufsehen. Das Plakat zeigt den nach dem Sturz der Kommunisten in einem Schnellverfahren hingerichteten Diktator Nicolae Ceausescu mit lächelnder Miene. Die Slogans lauten: "Erinnern Sie sich an alles, was ich für das rumänische Volk getan habe?" oder: "Sie haben mich erschossen. Leben Sie jetzt besser?" Das heutige Rumänien leidet stark an den Umstellungen auf das marktwirtschaftliche System. Der durchschnittliche Monatslohn liegt bei umgerechnet nur 210 Mark.

Rußland und Japan nähern sich einem Friedensvertrag

MOSKAU. In ihren Verhandlungen wegen eines seit 53 Jahren ausstehenden Friedensvertrags zwischen Japan und Rußland haben beide Länder offenbar Fortschritte erzielt. Beide Verhandlungspartner hätten sich einander in zahlreichen Punkten angenähert, teilte der russische Außenminister Igor Iwanow nach einem Gespräch mit seinem japanischen Amtskollegen Masahiko Komura in Moskau mit. Rußland werde jedoch keinen Vertrag unterschreiben, der seine nationalen Interessen verletze, betonte Iwanow. Haupthindernis für eine Einigung ist der Streit um die Inselkette der Kurilen und die Südhälfte der Insel Sachalin, die bis 1945 zu Japan gehörten. Die Auseinandersetzung um die Kurilen müsse beigelegt werden, so Iwanow, ohne die russische Souveränität und territoriale Einheit zu beschädigen, sagte Iwanow nach dem Gespräch zum Abschluß des zweitägigen Besuches Komuras.

Bosnien: Opfer eines Massakers identifiziert

TUZLA. Angehörige und Vermißte haben am Montag in Bosnien versucht, insgesamt 274 Leichen aus einem Massengrab zu identifizieren, das vor etwa zwei Wochen in der Nähe von Tuzla entdeckt wurde. Mutmaßlich handelt es sich bei den Opfern um Moslems, die zu Beginn des Krieges 1992 von Serben umgebracht worden sind. Das Grab wurde mit Hilfe von Augenzeugen gefunden. Diese berichteten, daß die Leichen von Soldaten der jugoslawischen Armee vergraben worden seien. In den vergangenen zwei Jahren wurden rund 1.800 Leichen aus Massengräbern in Ostbosnien exhumiert; nur wenige wurden identifiziert. Rund 7.000 Menschen gelten noch als vermißt.


 
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