© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/98  30. Oktober 1998

 
 
Meldungen

Martin Walser weist Vorwurf von Bubis zurück

BERLIN. Der Schriftsteller Martin Walser hat sich gegen den Vorwurf des Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, er sei ein "geistiger Brandtstifter", zur Wehr gesetzt. "Ich habe einen solchen Vorwurf wie von Bubis nicht für möglich gehalten", sagte Walser vorvergangenen Mittwoch in Berlin am Rande einer Lesung aus seinem neuen Buch "Ein springender Brunnen". "Was mich am meisten gewundert hat, war, daß 1.200 ziemlich qualifizierte Zeitgenossen einer Rede standing ovations bereiten und einer sagt, das war geistige Brandtsiftung. Da stimmt etwas nicht. 1.200 Menschen haben also einer geistigen Brandstiftung Beifall gespendet. An die muß sich Herr Bubis wenden. Seine Äußerung ist nichts anderes als das Heraustreten aus dem Dialog zwischen Menschen. Ich hoffe, daß es noch jemand in seiner Umgebung gibt, der ihm meine Rede übersetzt."

Christoph Hein soll PEN-Präsident werden

DRESDEN. Der Schriftsteller Christoph Hein soll erster gesamtdeutscher PEN-Präsident werden. Mit seiner Wahl auf einem Vereinigungskongreß der beiden deutschen Schriftstellerverbände am kommenden Wochenende in Dresden würde der Autor aus der ehemaligen DDR den westdeutschen PEN-Präsidenten Karl-Otto Conrady und den Präsidenten des Ost-PEN, B.K. Tragelehn, ablösen. Ein Gegenkandidat zu Hein war bis Redaktionsschluß nicht vorgesehen. Die Mitglieder der beiden PEN-Zentren hatten sich im Frühjahr auf getrennten Jahrestagungen in Berlin und München für die Fusion ausgesprochen. Die Vereinigungsbeschlüsse müssen zu Beginn des Kongresses allerdings aus juristischen Gründen wiederholt werden, damit das gesamtdeutsche PEN-Zentrum ins Vereinsregister eingetragen werden kann.


Hans-Joachim Schädlich erhält Schiller-Preis 1998

STUTTGART. Der Berliner Autor Hans-Joachim Schädlich wird am 10. November mit dem Schiller-Gedächtnis-Preis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichet. Wie das Wissenschaftsministerium in Stuttgart mitteilte, wird damit das literarische Werk des Schriftstellers aus der ehemaligen DDR gewürdigt, der 1977 mit seinem Prosaband "Versuchte Nähe" auch im Westen bekanntgeworden war. Schädlichs Literatur sei im Spannungsfeld deutscher Befindlichkeiten aus der Erfahrung des damals geteilten Landes entstanden, hieß es in der Begründung. Letzter Preisträger der mit 40.000 Mark dotierten Auszeichnung war der Schriftsteller Peter Handke.


 
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