© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    01/99  01. Januar 1999

 
 
Kino: "Star Trek IX – Der Aufstand" kostete 75 Millionen US-Dollar
Der Kampf ums Paradies
Erwin Fritz

Die Nachricht ist nicht gerade erfreulich: Aus unerfindlichen Gründen ist Lt. Commander Data auf dem Planeten Ba’ku Amok gelaufen und hat ein dort zur Beobachtung der Bevölkerung eingesetztes Forschungsteam als Geisel genommen. Captain Jean-Luc Picards (Patrick Stewart) Bemühungen, den Androiden Data (Brent Spiner) zu retten, führen ihn auf den Planeten, wo die Föderation und ihre Alliierten, die Son’a, bereits seit einiger Zeit und verborgen vor den Blicken der Einheimischen die örtliche Kultur studieren.

Auf den ersten Blick scheinen die Ba’ku ein einfaches Volk von nur 600 Menschen zu sein, die in einer paradiesischen Welt leben. Dann aber lernt Picard die Ba’ku Anij kennen und erfährt, daß sich hinter dem Volk ein großes Geheimnis verbirgt: Anij ist, ebenso wie die meisten ihres Volkes, über 300 Jahre alt ...

Picard entdeckt aber auch, daß die Studiengruppe der Föderation nur ein Deckmantel ist: In Wirklichkeit hat man den Plan, die Ba’ku zu kidnappen und gewaltsam von ihrem Planeten zu entfernen. Denn die Son’a haben herausgefunden, daß sich der Planet in einem Bereich metaphysischer Radiostrahlung befindet, die den Alterungsvorgang ganz erheblich verlangsamt. Und damit besitzen die Ba’ku genau das, was die Son’a – ein alterndes, sterbendes Volk – unbedingt brauchen: einen Jungbrunnen.

Captain Picard konfrontiert seinen vorgesetzten Offizier, Admiral Dougherty, mit dem Ergebnis seiner Nachforschungen und muß feststellen, daß Dougherty und die anderen Führer der Föderation von dem Vorhaben nicht nur wissen, sondern an ihm sogar selbst beteiligt sind: Schließlich gebe es ja lediglich 600 Ba’ku; warum sollten die dem Fortschritt im Wege stehen?

Picard widerspricht: Wenn man die gesamte Bevölkerung eines Planeten gewaltsam vertreibe, ihre Lebensweise zerstöre, wohin führe das? Die Ba’ku mögen nur 600 sein, aber wer bestimme die Zahl, ab der ein solches Vorhaben als verwerflich einzustufen sei? 1.000? 50.000? Eine Million? Admiral Dougherty wehrt den Protest ab und gibt Picard die direkte Weisung, sich zurückzuziehen.

Damit ist für Picard die Zeit der Entscheidung gekommen: Das Befolgen von Doughertys Befehl würde eine Verletzung der Grundprinzipien seines gegenüber der Sternenflotte abgelegten Eides bedeuten. Und Picard muß nun wählen zwischen der Mißachtung eines direkten Befehls und der Verletzung der "Obersten Direktive" der Föderation. Am Ende wird Picard alles riskiert haben: er wird seine Crew, seine Karriere und sein Schiff verlassen haben, um den Ba’ku zu helfen. Und der Kampf ums Paradies hat gerade erst begonnen ...

Im nunmehr neunten und mit 75 Millionen US-Dollar teuersten Kinofilm der Star-Trek-Reihe unternimmt die legendäre Enterprise eine Reise mitten ins Herz der Werte und Ideale, mit denen der Ruhm des Star-Trek-Universums schon vor Jahrzehnten begründet wurde. Auch hier dreht sich alles um die "Oberste Direktive", die es der überlegenen Föderation eigentlich verbietet, sich in die natürliche Entwicklung anderer Zivilisationen einzumischen, und die dann doch einfach wegschaut, wenn es um eine kleine Gruppe in einer weit entfernten Ecke der Galaxis geht, um in den Besitz von etwas zu gelangen, was für die Föderation von großem Wert ist ...

 

Das Buch zum Film (Terry J. Erdmann: The Making of Star Trek: Der Aufstand, 190 Seiten, 200 Farbfotos) ist im HEEL-Verlag erschienen und kostet 29,80 DM.


 
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