© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/99 29. Januar 1999


Roland Koch
Feinsinniger Herausforderer
von Victor V. Capé

Er bevorzugt barocke Trompetenmusik und mag Rosen wie Klatschmohn wohl auch wegen ihrer farblichen Erscheinung, denn Rot ist seine Lieblingsfarbe. Das scheint für einen gestandenen Christdemokraten schon eigentümlich – verbindet man dies doch eher mit der Arbeiterbewegung.

Nicht daß ihm Arbeit fremd wäre, hat er doch die gesamte Ochsentour innerparteilicher Tätigkeiten, von einem JU-Gründer in der hessischen Provinz bis zum Landesvorsitzenden, durchlaufen. Trotzdem fällt es schwer, ihn, der sein juristisches Studium an der Universität Frankfurt in der kürzesten erlaubten Zeiten absolviert" hat, sich "Seit an Seit" mit dem Mann auf der Straße vorzustellen. Vielleicht will er das auch gar nicht. Denn er ist auch in den von ihm bevorzugten Eigenschaften – und Konsequenz schätzt er hoch – eher ein Karrierist.

Geboren wurde Roland Koch 1958 in Frankfurt/Main. Noch als Schüler baute er mit einigen Freunden die JU-Ortsgruppe an seinem Wohnort in Eschborn auf. Parteikarriere machte er danach schnell. Erst wurde er CDU-Stadtverordneter in Eschborn, CDU-Kreisvorsitzender im Main-Taunus und schließlich stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union. Seit 1987 sitzt er für den Wahlkreis 32 (Main Taunus I) im Bundestag. Dreimal hintereinander konnte er seine Anhänger davon überzeugen, daß er für diese Aufgabe der beste Mann ist. Dies will er Anfang Februar auch als Spitzenkandidat der CDU-Hessen tun. Hans Eichel wird ihn wohl ernst nehmen, denn er steht mit einem guten Wahlergebnis in Hessen – so wie andere "Junge Wilde", haben sie erst einmal einen Wahlerfolg in der Tasche – in den Startlöchern für Aufgaben in der Bundespolitik seiner Partei.

Dabei ist er ganz auf der Linie der Parteiführung um Wolfgang Schäuble, nicht zuletzt in der Frage der Unterschriftenaktion gegen die doppelten Staatsbürgerschaft. So konnte er als Mitglied der Grundsatzprogrammkommission und der Steuerkommission Sporen in der Bundespartei verdienen. Doch bleibt er zunächst noch im Lande eingebunden und dem Lande verbunden als Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion – sowie als Koch hessischer Spezialitäten. Nomen est Omen. Seine Frau und seine Freunde können von seinem Hobby schwärmen. Also: Was dem einen der Saumagen, ist dem anderen sein Handkäs. Doch keine unzulässigen Vergleiche. Ein Gespür für das Kulinarische und eine gewisse Feinsinnigkeit können dem Hessen schon nachgesagt werden, besucht er doch gerne Kunstmuseen und ist Mitinitiator des Darmstädter Manifestes für die Förderung von Kunst und Kultur. Bleibt noch Raum für den weißen Sport, wenn dies auch wieder ein wenig elitär anmutet.


 
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