© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/99 29. Januar 1999


Wirtschaft: Christliche Führungskräfte stellen sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
Ein großes Stelldichein "betender Bosse"
Gerhard Quast

Unternehmer, die nicht nur im Beruf erfolgreich sind, sondern sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich in christlichen Organisationen engagieren (und für die Verbreitung der christlichen Botschaft stattliche Summen locker machen), sind keine Seltenheit. Erst kürzlich hat die angesehene Wirtschaftswoche eine Reihe dieser "betenden Bosse" porträtiert und ihnen gleichzeitig attestiert, daß sich ihr christlicher Glaube auch in den Führungsprinzipien niederschlage.

Zu diesen engagierten Christen gehört etwa der Inhaber der größten Schuhfilialkette Europas, Heinz-Horst Deichmann, der jährlich Millionen von Mark in Missionsprojekte steckt. Oder der Vorstandsvorsitzende der Cubis AG, Raimund Utsch, der der evangelistischen Aktion "ProChrist" vorsteht. Und schließlich nicht zu vergessen der größte Bohrerschachtelproduzent der Welt, Jörg Knoblauch (vor allem durch sein Zeitplanbuch "tempus" ein Begriff), der beim Internationalen Komitee christlicher Geschäftleute ehrenamtlich mitwirkt, große christliche Kongresse organisiert und den Aufbau von Gemeinden unterstützt, die "attraktives Christsein" leben. Denn daran mangelt es seiner Ansicht nach in Deutschland.

Um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen zu sein, denen sich Christen in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verantwortung gegenübersehen, hat Jörg Knoblauch zusammen mit Horst Marquardt, dem Vorsitzenden des Informationsdienstes der Evangelischen Allianz (idea), für das kommende Wochenende zu einem "Kongreß christlicher Führungskräfte" eingeladen. Auf dem dreitägigen Treffen in Fellbach bei Stuttgart – zu dem mehr als 800 Anmeldungen vorliegen – sollen Christen, die bereits in Verantwortung stehen oder dies beabsichtigen, dazu Hilfestellung bekommen. Der Kongreß soll dazu dienen, Menschen in Leitungspositionen "fitzumachen", damit auch in ihrem Berufsleben christliche Werte nicht auf der Strecke bleiben müssen.

An Experten dafür mangelt es wahrlich nicht: Neben Utsch und Knoblauch haben sich eine ganze Reihe von namhaften Wirtschaftsfachleuten als Referenten verpflichten lassen: Neben dem Vorsitzenden des Vereins "Christen in der Wirtschaft", Johannes Sczepan, auch der McKinsey-Direktor Peter Barrenstein, der Unternehmer Friedhelm Loh, der Geschäftsführer der Firmengruppe Plansecur/Planinvest, Klaus Dieter Trayser, und zu guter Letzt der Unternehmer Norman Rentrop höchstpersönlich.

Die "betenden Bosse" auf diesem Kongreß sollen ein Zeichen dafür setzen, daß es auch in der Wirtschaft nicht nur darum gehen kann, an sich selbst zu denken. "Der viel beklagte und ja auch tatsächlich vorhandene Wertewandel und Werteverlust kann nur aufgehalten werden durch Menschen, die nicht allein an sich denken, sondern bereit sind, auch für andere dazusein", so Horst Marquardt. Auf der Tagung soll denn auch keineswegs Pessimismus verbreitet werden. Im Gegenteil: "Das wird ein Mutmach-Kongreß in einer Zeit voller Zukunftsängste", prophezeit Marquardt in einem Interview.


 
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