© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    06/99 05. Februar 1999


Hessen: Republikaner beklagen Zerstörungen
Guter Gradmesser
Thorsten Thaler

Wenige Tage vor der hessischen Landtagswahl am kommenden Sonntag haben die Republikaner die landesweit laufende "Vernichtungswelle" ihrer Plakate verurteilt. Dies sei ein "Zeichen verlorengegangenen Demokratieverständnisses", beklagte sich Landespresseprecher Gottfried Burischek.

Nach Angaben des Republikaner-Sprechers wurden in verschiedenen Städten Hessens die Wahlplakate besprüht und zerstört. Außerdem sei es zu mehreren Anschlägen mit Farbbeuteln auf Häuser und Autos republikanischer Landtagskandidaten gekommen. "Wer politisch Andersdenkenden die Freiheit nehmen will, ihre Meinung zu äußern, handelt intolerant und gefährdet unsere Verfassung", erklärte der Landesvorsitzende der Partei und Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Haymo Hoch.

Doch ein Gutes kann Hoch den Aktionen gegen seine Partei abgewinnen. So führten die Anfeindungen den hessischen Bürgern vor Augen, wie groß die Angst "ultralinker Chaoten" sei, daß die Republikaner den Einzug in den Landtag schafften. "Wir gehen davon aus, daß der hessenweit festzustellende immense Zerstörungsgrad unserer Plakte ein positiver Gradmesser dafür ist, daß die Wähler am 7. Februar mit ihren Stimmzetteln für den Einzug der Republikaner in den Hessischen Landtag sorgen werden", sagte Hoch.

Für eine optimistische Stimmung in den Reihen der Rechtspartei sorgt auch eine aktuelle Umfrage des polis-Instituts im Auftrag des Münchner Nachrichtenmagazins Focus. Danach liegen Republikaner und NPD zusammen bei drei Prozent, wobei "nicht ganz auszuschließen" sei, daß die Republikaner im Endspurt den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde noch schaffen könnten.

Für den Landesvorsitzenden Hoch handelt es sich bei dem Umfrageergebnis "offenbar um Rohzahlen, die bei unserer Partei erfahrungsgemäß mit dem Faktor 1,7 bis 2,0 multipliziert werden müssen. Dies würde reichen." Die Zeit bis zum Wahltag wollen die Republikaner denn auch nutzen, um den Wählern zu verdeutlichen, daß eine Stimme für die Partei "nicht verschenkt ist". Bei der letzten Landtagswahl 1995 erreichten die Republikaner landesweit zwei Prozent der Stimmen, die NPD kam nur auf 0,3 Prozent.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen