© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/99 26. Februar 1999


Kosovo-Krise: Bundeswehr soll mit 5.500 Soldaten teilnehmen
Einsatz unweit von Sarajewo
Victor V. Capé

Für die Bundesregierung ist die Situation klar. Das Kabinett in Bonn hat unter der Führung von Bundeskanzler Gerhard Schröder beschlossen, daß deutsche Soldaten im Kosovo im Rahmen der internationalen Friedenstruppe eingesetzt werden. Dabei soll erstmals auch schweres Gerät zum Einsatz kommen. Es ist in der Diskussion, die Panzertruppe mit dem modernen Kampfpanzer Leopard II einzusetzen. Sie soll dann das erst noch zu beschließende Friedensabkommen der Kosovo-Albaner mit den Serben, zusammen mit rund 25.000 anderen Soldaten aus dem Nord-Atlantik-Bündnis durchsetzen. Dies hat für Deutschland eine neue Qualität. Denn mit einer solchen Kampfkraft ausgestattet waren deutsche Soldaten der Bundeswehr bei ihren internationalen Einsätzen bisher, zum Beispiel unter UN-Mandat in Somalia und und auch bei ihrem Einsatz in Bosnien, nicht.

Dabei sind sich Außenminister Joschka Fischer und Verteidigungsminsister Rudolf Scharping mit Gerhard Schröder einig, daß es hierbei neben der Demonstration der gewachsenen "Verantwortungsübernahme im Bündnis" auch um den Frieden in der südserbischen Provinz gehen soll. Denn Deutschland geht ein ebenso starkes Risiko wie die restlichen Staaten der Kosovo-Kontaktgruppe ein. Für den Fall, daß es bei den Verhandlungen zwischen den Serben und Albanern zum Friedensschluß kommt, sollen Truppen und Material so schnell wie möglich über Mazedonien und Griechenland in Marsch gesetzt werden.

Fischer und Scharping räumen "nicht unerheblichen Risiken" ein, denen die Truppe gerade in der ersten Phase ihres Einsatzes ausgesetztsein würde. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund der serbischen Warnung, bei Angriffen der Nato sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr zu setzen, eine sicherlich zutreffende Einschätzung. Slobodan Milosevic hat die Nato und die Amerikaner insbesondere vor einem zweiten Vietnam gewarnt. Aber auch im Falle eines Friedensschlsses, so die deutschen Minister, müsse die Friedenstruppe der Nato unmittelbar handlungsfähig sein. Dann sollen nach Worten von Verteidigungsminister Scharping zu den 1.000 bereits in der Region stationierten 4.500 zusätzliche deutsche Soldaten in den Kosovo verlegt werden.


 
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