© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/99 26. Februar 1999


Zeitschriftenkritik: "Pogrom"
Einsatz für Minderheiten
Werner Olles

Im 30. Jahrgang erscheint nunmehr Pogrom – Zeitschrift für bedrohte Völker. Herausgeber ist die "Gesellschaft für bedrohte Völker" mit Sitz in Göttingen und weiteren Sektionen/Büros in Luxemburg, Wien, Bern, Bozen, Florenz und Sarajewo. Die GfbV versteht sich als Menschenrechtsorganisation für verfolgte ethnische und religiöse Minderheiten. Sie entstand im Frühjahr 1970 aus dem zwei Jahre zuvor gegründeten Komitee "Aktion Biafrahilfe". Bundesvorsitzender der GfbV und Chefredakteur von Pogrom ist Tilman Zülch, der die Zeitschrift als Forum der Vertreter und Unterstützer bedrohter Nationalitäten und Stammesvölker und ethnischer und religiöser Minderheiten konzipiert hat. Zülch gehört zu denjenigen Menschenrechtsaktivisten, die ihren Prinzipien über Jahrzehnte treu geblieben sind und die Dinge klar und offen beim Namen nennen, gleich ob es sich um die Verfolgung chinesischer Mönche und Nonnen, die verdeckte Sklaverei in Mauretanien oder polynesische Opfer französischer Atomtests handelt. Ihre Unabhängigkeit hat der GfbV nicht nur Freunde beschert. So warfen Ultralinke ihr vor, "neurechtes" Gedankengut zu verbreiten, andere verließen die Organisation, als sie sahen, daß Menschenrechtsverletzungen in sozialistischen Ländern ebenso angeprangert wurden wie in kapitalistischen. Natürlich haben solche Leute keine Freude daran, wenn Pogrom auch die systematische Zerstörung von Sprache und Kultur eines Volkes als Ethnozid und Völkermord definiert oder die Zwangsumsiedlung Zehntausender Indianer an der Atlantikküste in Nicaragua durch die damalige zentralistisch -kommunistische Regierung der Sandinisten anprangerte. Pogrom sieht auch im bolschewistisch-sowjetischen Gulag, im maoistischen Laogai, in den Killing Fields der kambodschanischen Steinzeit-Kommunisten oder in den Untaten der jugoslawisch-serbischen Soldateska auf dem Balkan nichts als "eine Serie leichtfertigen Abschlachtens von Menschen" und Völkermord. Kritisiert wird aber auch der Umgang mit der deutschen Minderheit in Tschechien, die von Prag bislang übergangen wird. Die notwendige Versöhnung scheiterte aber vor allem an den "immer wieder aufbrechenden antideutschen Emotionen", die sogar soweit gegen, daß Bürgermeister, die deutsche Kriegsgräber wiederherstellen wollen, bedroht werden.

Besondere Aufmerksamkeiten widmet Pogrom auch den Landrechten der Aborigines, der australischen Uneinwohner, den Waldindianern in Paraguay, den osteuropäischen Roma oder dem von China okkupierten Tibet. Dokumentiert werden die Angriffe auf die Rechte der indianischen Völker Nordamerikas und die künstlich gemachte Hungersnor im Südsudan, die Verfolgung aramäischer Christen in Irakisch-Kurdistan und der Türkei und die Vertreibung der Kosovo-Albaner.

Daß in der Zeitschrift nur wenig über erfreuliche Dinge berichtet wird, liegt auf der Hand. Doch die Erfolge der GfbV verdienen Anerkennung.

 

"Pogrom" erscheint zweimonatlich. Einzelpreis 9 DM, Jahresabo 48 DM.


 
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