© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/99 05. März 1999


Tim Weber
Kämpfer für Bürgerrechte
von Walter Trube

Er ist nicht täglich in den Medien, auf Fernsehschirmen, auf Politikseiten der Zeitungen, sein Konterfei ziert nicht Hunderte das Stadtbild verschandelnde Wahlplakate. Aber er hat schon mehr bewegt als mancher Hinterbänkler im Parlament.Der 27jährige Politikwissenschaftler Tim Weber ist den meisten Mitbürgern nicht bekannt, obwohl er sich stetig und aktiv für mehr Mitsprache derselben einsetzt.

Nach dem Abitur in Achim bei Bremen trat er als pateifreier, aber gesellschaftlich interessierter junger Mann, der seine Vorbilder bei Ghandi ("entschlossen und gewaltlos"), Beuys-Schüler Johannes Stüttgen ("als Mensch") und dem "Mehr Demokratie"-Geschäftsführer Thomas Mayer ("arbeitet unermüdlich") sieht, der "Initiative Demokratie Entwikeln" bei, die sich Mitte der neunziger Jahre in "Mehr Demokratie e.V." umbenannte und seitdem Berufspolitikern, die ihre Wähler und deren Interessen längst aus den Augen verloren haben, das Leben schwer macht.

Während seines Studiums der Politikwissenschaft setzte er den Hauptteil seiner Freizeit dafür ein, die Kampagne "Mehr Demokratie in Bayern" zu unterstützen. Diese Überparteiliche Bürgerinitiative hatte sich 1993 bis 1995 zum Ziel gesetzt, die rechtlichen Möglichkeiten zur Durchführung kommunaler wie landesweiter Volksentscheide in Bayern zu verbessern bzw. neu zu schaffen. 1997 wurde Weber zum Vorstandssprecher von "Mehr Demokartie e.V." gewählt, nachdem seine erste Tochter Franca geboren wurde und er – inzwischen in München lebend – erfolgreich sein Studium abschließen konnte.

Seit 1993 arbeitet Weber für die bundesweite Aktion "Mehr Demokratie e.V.", die vor allem in Bayern bereits einige Erfolge hat einfahren können und somit die scheinbar allseits herrschende CSU – bisher keine besondere Freundin wahlunabhängiger Volksentscheide – nicht nur zur gedanklichen Auseinandersetzung anstieß, sondern ihr auch eine herbe politische Niederlage verschaffen konnte.

"Mehr Demokratie" ist eine Vereinigung vor allem von Einzelpersonen, deren mögliche Parteizugehörigkeit keinerlei Rolle spielt."Das ehrenamtliche Engagement", so Weber, sei das wichtigste Kapital der Initiative. Parteien und andere gesellschaftliche Gruppen sind zwar herzlich eingeladen, bei der Gestaltung von "Mehr Demokratie" mitzuwirken, aber eine spezielle "politische Farbe"(Weber) besitze die Aktion nicht.

Berufspolitiker möchte der Politikstratege – der auch im familären Bereich Gemeinschafts – und Strategiespiele liebt – nicht werden. Im Sinne von Berufung ist er dieser Tätigkeit nicht abgeneigt, aber im Sinne von "Bezahlung" durchaus. Somit ist aus Webers Thesen auch eine deutliche Ablehung ständiger Diätenerhöhungen und Postenjägerei im politischen Leben Deutschlands zu erkennen.


 
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