© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/99 05. März 1999


Frisch gepresst

Sowjetisches Exil. In den dreißiger Jahren wurden etwa 120 Kinder von politisch Verfolgten aus Österreich und Deutschland in die Sowjetunion verschickt, um ihnen ein "besseres" Leben zu sichern. Als Bewohner eines "Musterkinderheims" genossen sie zunächst große Privilegien. Dies änderte sich radikal, als die Kinder aus dem Heim entlassen und in Moskauer Industriebetriebe überstellt wurden, wo sie den Härten des sowjetischen Alltags ausgeliefert waren. Als in der Sowjetunion die Zeit des "Großen Terrors" (1936/38) anbrach, fielen zahlreiche ältere Zöglinge dem stalinistischen Terror zum Opfer. Das Buch "Kinderheim NO 6" (Döcker Verlag, Wien 1998, 251 S., 40,80 Mark) von Hans Schafra-nek erzählt erstmals von den Schicksalen deutscher Kinder im sowjetischen Exil und eröffnet gleichzeitig einen beklemmenden Einblick in die stalinistische Verfolgungspraxis.

 

Muslime in Deutschland. Der Islam ist mitten unter uns: als zweitgrößte Religion, als Kultur mit eigenen Bildungseinrichtungen und Medien, als aufsteigende Wirtschaftsmacht mit zahlreichen Unternehmen, als organisierte, zunehmend politische Kraft mit kaum mehr überschaubaren Verbänden und Gruppen. Seine Präsenz in Deutschland ist ein Faktum – sichtbar nicht nur in den Moscheen und in Gestalt fremdartig gekleideter Frauen. Wer die Mentalität und das Verhalten, die unterschiedlichen religiösen Ausprägungen und extremistischen Varianten dieser millionenstarken Bevölkerungsgruppe besser verstehen will, findet in dem Buch "Muslime in Deutschland" (Herder Verlag, Freiburg i.Br. 1998, 352 Seiten, 24,80 Mark) der Orientalistin Ursula Spuler-Stegemann die nötigen Hintergrundinformationen.

 

Jugend in Deutschland. "Zeitgut" ist eine zeitgeschichtliche Buchreihe, die das Thema "Kindheit und Jugend" innerhalb eines markanten Zeitabschnittes in Deutschland beleuchtet. Nach "Gebrannte Kinder" (1939-1945), "Nachkriegs-Kinder" (1945-1950) und "Stöckchen-Hiebe" (1914-1933) erschien nun als vierter Band der Reihe das Buch "Pimpfe, Mädels & andere Kinder" (JKL Publikationen, Berlin 1998, 322 Seiten, 34,80 Mark), das Kindheits-Erinnerungen von 55 Zeitzeugen aus den Jahren 1933 bis 1939 vereinigt. Die Beiträge vermitteln aus sehr persönlicher Perspektive die Atmosphäre und den Zeitgeist in den gut sieben Jahren zwischen Machtergreifung und Kriegsbeginn.


 
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