© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    12/99 19. März 1999


Zeitschriftenkritik: "Hagal"
Junges Blatt mit Zukunft
Claus-M. Wolfschlag

Da haben sich die Dresdner Jungs ja einiges vorgenommen, als sie 1998 mit der Zeitschrift Hagal auf den Markt traten. Das trat schon in der Namensgebung zutage, die die Redaktion der überraschten Leserschaft erläuterte: "Hagal stellte in ihrem Wesen als Rune genau das dar, was eine Zeitschrift beinhaltet und was mit ihr erreicht werden soll – allumfassend zu sein, und sich auf einen allumfassenden Leserkreis auszuwirken." Was beim ersten Lesen so bombastisch klingt, ist konzeptionell bescheidener angelegt. "Wertekonservativ, aber nicht verstaubt" möchte man sein und liefert somit dem Leser ein erfrischend vielseitiges Heft im Din A-4-Format.

Vor allem volkskundliche und neuheidnische Aufsätze dominieren bislang noch das Erscheinungsbild des aufmerksam bebilderten Blattes. Artikel über die Striegistäler, das "Antoniusfeuer" von Schweina, die Entwicklung Helgolands, traditionelle heidnische Fastnachts- und Osterbräuche oder die Artus-Epik prägen die Zeitschrift. Auch Personen wie Julius Evola oder Karl Maria Willigut werden ausführlich vorgestellt. Daran schließen sich geschichtliche Betrachtungen an, beispielsweise die Vorstellung der etwas anderen Historie von Mallorca oder des Eidgenossen-Gedankens. Zunehmend finden aber auch Berichte über Gruppen und Personen des Subkultur-Milieus, beispielsweise auch aus der Darkwave-Szene, Eingang in das Periodikum. So findet man Personenbeschreibungen wie die der "New Age Pop"-Interpretin Enya oder der klassischen Sängerin Sarah Brightman ebenso wie die der "Wanderjugend Gibor".

Fundierte politische Artikel, beispielsweise über ökologische Themen, über den umweltzerstörenden Autobahnausbau und die kulturelle Angleichung der Ethnien auf US-Niveau, verweisen darauf, daß die jungen Zeitungsmacher keine Erbauungsschrift im Auge haben, sondern sich ernsthaft und intelligent mit den Hintergründen vieler gegenwärtiger Probleme auseinandersetzen. Einige ansprechende Buchbesprechungen – zumeist zu spirituellen Themen – runden das erfrischende kleine Blatt ab.

Einen kleinen Leckerbissen für diejenigen, die sich für die Unterdrückungspraxis aus der linken Szene interessieren, bietet das neueste Heft. Ein Autor besuchte eine Vortragsveranstaltung des DISS-Mitarbeiters Alfred Schobert vor "Autonomen" in Düsseldorf. Schobert hatte maßgeblich als Initiator von Ausgrenzungskampagnen gegen angeblich "rechte" Musiker und Musikzeitschriften auf sich aufmerksam gemacht, beispielsweise gegen den Sänger Josef Klumb (JF 7/99). Treffend analysiert der Hagal-Autor Schoberts Ausführungen hinsichtlich ihres niedrigen intellektuellen Reflektionsgrades und ihrer verschwörungstheoretischen Ansätze. Der Leser erfährt dabei ganz unaufgeregt einiges über die Motivation und (konfuse) Vorstellungswelt im "antifaschistischen" Spektrum auf dessen tragischem Weg ins Nichts.

"Hagal" erscheint vierteljährlich mit einem Umfang von ca. 26 Seiten im Verlag Zeitenwende, Postfach 17 07 53, 01242 Dresden. Einzelpreis 3,50 DM, zzgl. Porto, das Jahresabo kostet 18 DM inkl. Porto.


 
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