© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/99 16. April 1999


Aufbruch in die Berliner Republik
JF

Berliner Reichstag: Mit dem offiziellen Einzug des Deutschen Bundestages in das Reichstagsgebäude (unser Bild zeigt eine Aufnahme vom 13. April) am kommenden Montag wird der altehrwürdige Wallot-Bau knapp acht Jahre nach dem Umzugsbeschluß vom 20. Juni 1991wieder Sitz des Parlaments der Deutschen. Zugleich markiert die Schlüsselübergabe an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse einen weiteren Markstein in der wechselvollen Geschichte des Reichstages. Den Grundstein legte Kaiser Wilhelm I. am 9. Juni 1884, der repräsentative Bauentwurf stammt von dem Frankfurter Architekten Paul Wallot. Nach einer Bauzeit von zehn Jahren wurde der Reichstag am 5. Dezember 1894 fertiggestellt. Im November 1918 rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann, auf einer Balkonbrüstung stehend, die Republik aus. Nach der Machtübernahme Hitlers brannte der Reichstag am Abend des 27. Februar 1933 aus und blieb fortan leerstehen. Nach dem ZweitenWeltkrieg wurde der Reichstag in vierzehnjähriger Bauzeit von 1957 bis 1971 wieder aufgebaut. Bis zum Fall der Mauer vor zehn Jahren starben im Schatten des prachtvollen Gebäudes mit der Inschrift "Dem deutschen Volke" zahlreiche DDR-Flüchtlinge. Erst mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 konnte der Reichstag überhaupt seine Bestimmung wiedererlangen. Ab Herbst dieses Jahres, wenn auch die Bundesregierung nach Berlin umzieht, will der Bundestag routinemäßig im Reichstagsgebäude tagen.

 
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