© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/99 23. April 1999


Doppelpaß: Erste Montagsdemonstration in Frankfurt am Main
Als "Verräter" beschimpft
Werner Olles

Am 19. April hat sich im "Haus Dornbusch" in Frankfurt am Main die "Bürgerbewegung Für unser Land" konstituiert. Nachdem es im Vorfeld zu einigen Querelen und Auseinandersetzungen mit der "Frankfurter Initiative" gekommen war, die sich unter anderem an dem Themenkomplex "Bündnispolitik" und Ausgrenzung politisch unwillkommener Leute entzündeten, beteiligten sich die Initiatoren und Organisatoren der "Frankfurter Initiative" nicht mehr an der konstituierenden Sitzung der "Bürgerbewegung".

Zur Vorsitzenden wurde von den Mitgliedern des Gründungsausschusses Annemarie Paulitsch gewählt, Stellvertreter ist der Berliner Rechtsanwalt Horst Mahler. Trotz der Namensgleichheit mit der Berliner Gruppe "Unser Land" verstehen sich die Frankfurter als eigenständige und unabhängige Vereinigung, die mit den Berlinern allerdings durch die gleiche Zielsetzung eng verbunden ist.

Im Anschluß an die Gründungsversammlung fand auf dem Paulsplatz nahe des Römers die erste Montagsdemonstration statt, die mit etwa 100 Teilnehmern recht gut besucht war. Von der mit zwei Hundertschaften, Wasserwerfern und mit kugelsicheren Westen ausgerüsteten Polizei war der Platz weiträumig abgesperrt worden. Kurz zuvor hatte im Zentrum Frankfurts, an der Hauptwache, eine Kundgebung verschiedener linksextremer und autonomer Gruppen stattgefunden. Dank des gut organisierten Polizeieinsatzes gelang es den etwa 150 Störern jedoch nicht, auf den Platz vorzudringen. Zwar wurde Horst Mahler bei seiner Ankunft von den Gegendemonstranten als "Verräter" beschimpft und angespuckt, der Versuch ihn zu attackieren, scheiterte jedoch am beherzten Eingreifen der Polizeikräfte. Mahler, der in seiner Ansprache für den Erhalt des aktuellen Staatsbürgerschaftsrechts plädierte und allen Plänen für die Einführung eines Doppelpasses eine Abfuhr erteilte, ging auch auf den Kosovo-Krieg ein, verurteilte die Nato-Luftangriffe und die Beteiligung des Bundeswehr an ihnen und rief für den 8. Mai zu einer Großdemonstration gegen den Krieg und die Pläne der USA auf, Deutschland und Europa zu ihren Vasallen zu machen. Der Redner äußerte sich auch zu den Attacken der linksradikalen Szene auf ihn und seine Mitstreiter, und bezeichnete die Autonomen als "Verwundete", die dennoch zum deutschen Volk gehörten und die man trotz ihrer falschen politischen Einstellung nicht aufgeben dürfte.

Die Veranstaltung endete nach etwa einer Stunde. Nachdem die Polizei abgerückt war, attackierten Autonome einzelne Kundgebungsteilnehmer, die sich bereits auf dem Heimweg befanden. Die nächsten Montagsdemonstrationen sollen nach der Berliner Großkundgebung im Mai stattfinden.


 
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