© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/99 30. April 1999


Zitate

"In Deutschland darf nur Außenminister werden, wer bereit ist, Krieg zu führen. Fischer hat sich auf das Amt seit Jahren vorbereitet, hat verborgen vor der Parteibasis die üblichen Initiationsrituale in Washington durchlaufen, die sogenannten Linken mit Minister- und Staatsministerämtern eingekauft und seine Partei Schritt für Schritt in den Krieg geprügelt."

Jutta Ditfurth, von 1984 bis 1988 Vorsitzende der Grünen, 1991 ausgetreten, im "Focus" vom 26. April 1999

 

 

"Zeiten des Umbruchs sind gute Zeiten für den Verrat. Anders gesagt: Für die geistig beweglichsten Mitglieder der heute maßgeblichen Alterskohorten – von der Flakhelfer- bis zur 68-Generation – ist Verrat an einstmals heiligen Grundsätzen eine Ehrensache, eine Frage des Selbstrespekts und der intellektuellen Redlichkeit. Die Regnegaten von heute lassen sich aber interessanterweise nicht zu einem harmonischen Gruppenbild vereinen. (…) Verrat ist ein Mechanismus der Differenzierung. Wenn jeder ein Verräter ist und jeder einen anderen Verrat begeht, dann läßt sich die Welt nicht mehr ordnen, indem man sie in Getreue und Abtrünnige einteilt. Wir bekommen am Ende der neunziger Jahre wirklich die ’Neue Unübersichtlichkeit‘ zu spüren, von der Jürgen Habermas etwas voreilig schon Mitte der achtziger Jahre sprach."

Jörg Lau in der Wochenzeitung "Die Zeit" vom 22. April 1999

 

 

"Ist denn das Mitspracherecht Deutschlands im Nato-Rat so gering, daß seine Vertreter sich nicht der willkürlichen Zerstörung der Donau-Brücken widersetzen können und damit die partielle Blockierung eines der großen europäischen Wasserwege verhindern? Die Zukunft der Nato hätte darin bestehen können, daß die EU – im Einvernehmen mit den USA – sich endlich mit der Schaffung eines völlig selbständigen und kompletten Verteidigungsarsenals – inklusive der unentbehrlichen Nuklear-Abschreckung – ausgestattet hätte und damit das unglaubliche Potential Amerikas ergänzt, aber auch im Sinne einer klügeren, maßvollen Diplomatie beeinflußt hätte. Statt desen repräsentiert sich der alte Kontinent weiterhin als ein Knäuel widerstreitender Interessen, als bereitwillige Verfügungsmasse des transatlantischen Protektors. Zur Nato gibt es keine Alternative, und das klingt schlimm für die Europäer angesichts des Prestigeverlustes und der Erosion, die das Bündnis auf Grund seines Balkan-Fiaskos unweigerlich heimsuchen werden."

Peter Scholl-Latour, Journalist und Kriegsreporter, in der "Welt am Sonntag" vom 25. April 1999

 

 

" Noch und wieder blühen die Trugschlüsse, die Legenden; sie erhalten mediale Bekräftigung von innen und von außen. In ihrem Hintergrund mag die Sorge stehen, daß das vereinigte Deutschland in einem zunehmend verbundenen und nicht mehr entlang einer Nord-Süd-Linie geteilten Europa zu mächtig werden könne und darum mit geschichtspropagandistischen Mitteln niedergehalten werden müsse, so als ob vierzig plus zehn Jahre einer im Bund mit befreundeten Nachbarn funktionierenden deutschen Demokratie nicht ein wirksamer Garant gegennationalistische Abirrungen seien als das Unterfangen, einem großen europäischen Volk das innere Selbstbewußtsein zu nehmen – ein Selbstbewußtsein, das sich in der Befassung und Auseinandersetzung mit allen Zügen einer wechselvollen, von Katastrophen gezeichneten Geschichte immer neu zu bewähren haben wird, ohne darüber in Umkehrabstempelungen zu verfallen."

Friedrich Dieckmann, Schriftseller, in der Zeitschrift "Merkur", Heft 5, Mai 1999


 
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