Front National protestiert gegen Nato-Luftangriffe

PARIS. Der Chef des Front National (FN) Jean-Marie Le Pen hat vor etwa 4.000 Anhängern die Nato-Luftangriffe gegen Jugoslawien verurteilt. Das serbische Volk sei Opfer der Ungerechtigkeit Europas und der USA, sagte er bei der 1. Mai-Kundgebung seiner Partei in Paris. Er sei der einzige, der die französischen Interessen in Europa verteidigen werde, so der Spitzenkandidat der Partei für die Europawahl am 13. Juni. Am gleichen Tag demonstrierte sein früherer Weggefährte Bruno Mégret an der Spitze des Front National – Mouvement Nationale (FN-MN), der mit einer eigenen Liste bei der Europawahl antritt. Le Pen und Mégret hatten sich Ende vergangenen Jahres zerstritten und beanspruchen beide Namen, Symbol und Vermögen der Partei. Unterdessen ist es Le Pen gelungen, Charles de Gaulle, den gleichnamigen Enkel des großen französischen Generals und Staatsmannes dafür zu gewinnen, auf Platz zwei der Liste des FN zu kandidieren. Dieser erklärte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz dem verblüfften Auditorium, Le Pen verkörpere wie einst sein Großvater das "Ideal eines Frankreich", das Widerstand gegen die USA leiste und seine Interessen verteidige.

Korsika: Polizei-Skandal schlägt Wellen bis Paris

AJACCIO. Durch den Polizei-Skandal auf Korsika gerät nun auch die französische Regierung unter Druck. Am Montagabend wurde der Präfekt der Mittelmeerinsel, Bernard Bonnet, wegen des Verdachts der Beteiligung an einem Brandanschlag in Polizeigewahrsam genommen. Bonnet ist der höchste Vertreter des französischen Staates auf der Insel und untersteht direkt der Regierung in Paris. Rücktrittsforderungen wurden allerdings seitens des französischen Innenministers Chevènement abgelehnt. Wer den Befehl zu dem Anschlag auf das Lokal "Chez Francis" gab, dessen Motive noch nicht herausgefunden wurden, war zunächst unklar. Einer der vier Gendarmen, die wegen der Affäre seit einer Woche in Untersuchungshaft sind, hatte den Anschlag am Montag gestanden und erklärt, er habe auf Befehl seines direkten Vorgesetzten gehandelt. Nach einer in Bonnets Büro erfolgten Durchsuchung, bei der mehrere Unterlagen beschlagnahmt wurden, kündigte Premier Jospin die Entlassung des Präfekten an.