© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/99 21. Mai 1999


Zitate

"Schnell ist aus dem Macher ein Getriebener geworden. Um allen Forderungen der ’neuen Mitte‘ und der alten Sozialdemokratie gerecht zu werden, entscheidet Bundeskanzler Schröder im Minutentakt. Doch die Halbwertzeiten der jeweiligen politischen Entscheidungen werden immer kürzer. Die kraftvollen Entscheidungen, wie beim 630-Mark-Gesetz, sind Befreiungsschläge, die nur kurzfristig Handlungsspielräume eröffnen. Mittlerweile gehört die Korrektur der korrigierten Gesetze zum Kennzeichen der rot-grünen Regierung. Was ist aus der gebündelten Kanzlermacht des strahlenden Wahlsiegers geworden? Im Zeitraffertempo hat sie sich abgenutzt."

Karl-Rudolf Korte, Politikwissenschaftler an der Universität Köln, im "Focus" vom 17. Mai 1999

 

 

"Doch ist China in die Weltpolitik eingetreten und heute der solideste Stabilitästfaktor in Ost-Asien. Die chinesische Führung hat viele Fehler gemacht, insgesamt jedoch hervorragendes geleistet. Aber der chinesische Kommunismus! Was kommunistisch ist, definiert die Partei selbst. Sie paßt sich jeder Farbe an, wie ein Chamäleon. Wie die Grünen."

Erwin Wickert, ehemaliger Botschafter Deutschlands in der Volksrepublik China, in der "Welt am Sonntag" vom 16. Mai 1999

 

 

"Die Grünen stehen in der Gefahr, es der FDP nachzumachen: Schon gibt es keine grüne Politik mehr, sondern nur noch eine grüne Kritik an der Politik. Eigenständige politische Linien haben sich in der rot-grünen Koalition aufgelöst – und zwar nicht nur in der Außenpolitik."

Heribert Prantl in der "Süddeutschen Zeitung" vom 15./16. Mai 1999

 

 

"Schon bald nach der Gründung des jungen Staates waren Bestrebungen erkennbar, die Bundesrepublik irgendwie zu bewaffnen. Auch ich war dafür, denn die russische Gefahr konnte als real angesehen werden. Adenauer sagte zu mir, er denke wie ich – mit einem Unterschied: ’Sie als Journalist können vieles sagen, was ich als Politiker nicht sagen darf"."

Rudolf Augstein im "Spiegel" vom 17. Mai 1999

 

 

"Wir kennen nicht die genauen Umstände, unter denen die Flüchtlinge in Korsia getötet wurden, und wir werden sie vielleicht nie erfahren. Die Nachrichten auf beiden Seiten sind zensiert. Reuters verbreitete gestern eine Meldung über Clarks Albanien-Heerschau mit dem hervorgehobenen Vermerk: ’Von der Nato zensiert‘. Kritische Augenzeugen (...) sind gefragt, aber auch sie können nur Details, nicht die ganze Wahrheit dieses wahnsinnigen Krieges vermelden."

Jochen Reinert im "Neuen Deutschland" vom 17. Mai 1999

 

 

"Selbst am Tiefpunkt seiner körperlichen und geistigen Verfassung hat Boris Jelzin einen weiteren Machtkampf mit seinen kommunistischen Feinden mühelos für sich entschieden. Wenn Lächerlichkeit tödlich ist, dann hat dieses russische Parlament seine Existenzberechtigung soeben selbst verwirkt. Die Vorwürfe im Absetzungsverfahren gegen Jelzin, die in der Summe auf Hochverrat hinauslaufen, zielten auf ein Niveau der Konfrontation, das durchzustehen die Duma nicht im Stande war. Sie hat damit die Rolle bestätigt, die Jelzins autoritäre Verfassung dem russischen Parlament zuschreibt: eine Farce auf den Parlamentarismus zu sein."

Werner Pirker in der "Jungen Welt" vom 17. Mai 1999


 
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