© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/99 25. Juni 1999


Zitate

"Der Balkan wird wegen seiner ethnischen und religiösen Zersplitterung ein Flickenteppich kleiner Staaten bleiben. Wenn ‘Europa’ das Blutvergießen vor seiner Haustür nicht mehr hinnehmen will, darf es nicht nur den Gendarmen spielen, sondern muß diese von der Geschichte benachteiligte Region in seine Arme nehmen und verhindern, daß sie wieder zum Spielball der großen Mächte und zum Glutherd neuer Konflikte wird. Frieden wird auf dem Balkan erst sein, wenn er ohne ‘Friedenstruppen’ aus Russen, Amerikanern, Engländern, Franzosen, Italienern und Deutschen leben kann."

Dieter Schröder in der "Berliner Zeitung" vom 20. Juni 1999

 

 

"Wir sollten die Menschen nicht unterschätzen. Die Menschen wollen, daß man ihnen klaren Wein einschenkt. Das war immer meine Politik, und ich bin recht zuversichtlich, daß das bei allen Problemen, die das bereiten mag, auch honoriert wird. Was der Kanzler in der internationalen Politik bereits zuwege gebracht hat, ist absolute Spitzenklasse. Und ich wünsche mir, daß wir das jetzt in der Innenpolitik ähnlich gut hinkriegen."

Wolfgang Clement, Ministerpräsident von NRW, in einem Interview mit dem "Focus" vom 21. Juni 1999

 

 

"Mich stimmt es äußerst skeptisch, wenn ausgerechnet Linke eine prinzipienorientierte Politik als eine Art Tabubruch hinstellen. ‘Nie wieder Auschwitz’ heißt heute ‘Wehret den Anfängen’. Gemeinsam mit ‘Nie wieder Krieg’ sind dies die drei kostitutiven Prinzipien meiner politischen Biographie. Das war schon so, als 1966 mit den ersten Erfolgen der NPD die Geister der Vergangenheit wieder wach wurden. Wir haben bei den Anschlägen auf Flüchtlinge und türkische Mitbürgerinnen und Mitbürger auch immer historisch moralisch argumentiert."

Josef Fischer, Bundesaußenminister, in einem Interview mit dem "Spiegel" vom 21. Juni 1999

 

 

"Wir sollten in Deutschland wieder ein Wir-Gefühl entwickeln. Nicht so egoistisch sein. Einfach zusammenrücken, sagen ’scheiß drauf, das wird jetzt weniger für jeden, da müssen wir durch‘. Nicht abhauen, weil man in einem anderen Land weniger Steuern zahlen muß. Der deutsche Arbeiter hat jahrelang hier gebuckelt und geackert, um sich sein deutsches Auto zu kaufen. Und jetzt auf einmal ziehen die Firmen nach Amerika, weil sich die Produktion hier nicht mehr rentiert und die Steuern zu hoch sind. Da habe ich einen ganz anderen Ehrenkodex. Ich bin kein eingefleischter Deutscher – okay, ich bin hier geboren –, aber ich sage ich bin stolz, Deutscher zu sein. Das ist mein Land, und ich will hier nie weg. Laßt uns den Karren aus dem Dreck ziehen!"

Xavier Naidoo, Pop-Sänger, in der Zeitschrift "Amica", Juni 1999

 

 

"Wie hat alles begonnen? Nun, Madeleine Albright, US-Außenministerin, kam zu den Verhandlungen nach Rambouillet in ‘hot pants’ und Stöckelschuhen. Dort fragte sie die versammelte Menge: ‘Jungs, machen wir Liebe oder Krieg?’ Und sie schrien laut: ‘Krieg, Krieg, Krieg!’ So erzählt man sich in Belgrad die Genesis der Nato-Operation alias Kosovo-Krieg, der auf dem Papier nun beendet scheint. In diesen 80 Tagen der Isolation und Repression machten die Menschen ihrem Frust durch Humor Luft. Kreative Geister zeichneten in Belgrad an einer Art Neuauflage von Asterix. Indem sich Serben als das kleine Völkchen karikieren, das dem Imperialismus standhält wurde die Geschichte vom gallischen Dorf in den Balkan verlegt. Wenn sich Gallier und Römer balgen und ein verbeulter Legionär seinen Feldherrn fragt: ‘Salve Cäsar, was sollen wir nun tun?’, antwortet dieser arrogant: ‘Dumme Frage, aufbauen wie immer!"

Aus einem Kommentar der "Welt" vom 19. Juni 1999


 
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