© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/99 02. Juli 1999


NPD-Jugend: Völkische Hardliner verlassen wegen "Ausländer" ihren Verband
Ein Bosnier mit Doppelpaß
Hanno Borchert

Wegen dem Zeigen meiner Deutschfreundlichkeit werde ich in Deutschland von Deutschen gejagt. Das ist doch krank!" schrieb der damals 16jährige Safet Babic im April 1997 im nationalen Musikmagazin Rock Nord. Damals waren es die Schulleitung seines Gymnasiums, der örtliche Regierungsdirektor und die örtliche Antifa, die einem jungen Bosnier wegen seiner volklich-freiheitlichen Auffassung massiv an den Karren fuhren. Man warf ihm vor, ein böser "Nazi" zu sein, obwohl der junge Mann unmißverständlich seine Ablehnung gegenüber dem NS-System zum Ausdruck brachte. Insbesondere der Führerkult, die totalitäre und freiheitsfeindliche Anschauung waren ihm mehr als suspekt. Dafür bekannte er sich aber zur Freiheit der Völker! "Die Linken können andere Völker nicht wirklich lieben, denn sie hassen ihr eigenes", konstatierte der junge Bosnier. Gut zwei Jahre später sind es wiederum Deutsche, die sich an seiner Person stoßen. Doch diesmal kommen sie aus dem rechten Lager, sind zudem noch vermeintliche Kameraden bei den Jungen Nationaldemokraten (JN), der Jugendorganisation der NPD.

Der Landesverband Sachsen der JN hatte in Sachsen mit Unterstützung der Kameraden aus Nordrhein-Westfalen eine seit Monaten vor sich hinköchelnde Suppe erneut aufgekocht: Besagter Babic ist gebürtiger Bosnier mit zwei Pässen und JN-Mitglied und schreibt hin und wieder in der NPD-Zeitung Deutsche Stimme (DS) lesenswerte Beiträge. In einem Schreiben des JN-Landesvorstandes Sachsen "An alle Mitglieder/Anwärter der JN Sachsen", das der jungen freiheit vorliegt, heißt es: "Im § 5 Abs. 1 JN-Statut steht: Mitglied der JN kann jeder Deutsche werden. Wir waren immer der Meinung, daß die JN das Prinzip der Abstammung verfolgt. Leider ist dies ein Irrtum. S. Babic ist kein Deutscher, somit kann er nicht Mitglied der JN sein (...)". Nach Ansicht der sächsischen JNler verstößt der JN-Bundesvorstand mit der Duldung Babics gegen das Statut der JN. Und man möchte die "Problematik S. Babic aus der Welt schaffen". In dem Schreiben wird unter anderem auch der JN-Bundesvorsitzende Sascha Roßmüller mißbilligend zitiert: "Man muß bereit sein, positive Elemente in die Volksgemeinschaft einzubinden." Und der frühere JN-Pressesprecher und jetzige NPD-Bundespressesprecher Klaus Beier wird folgendermaßen zitiert: "Es geht nicht darum, Tausende von Ausländern in die JN aufzunehmen, man müßte aber Ausnahmen machen können".

Soviel vermeintliche Toleranz ging den völkischen Hardlinern der JN dann doch zu weit. Mittlerweile hat der gesamte Landesvorstand der JN Sachsen aus Protest gegen die Tolerierung geschlossen seinen Rücktritt erklärt und ist aus der JN ausgetreten. Der rund 20 Mitglieder zählende JN-Landesverband Sachsen ist für aufgelöst erklärt worden. Ist das die Antwort Rechter auf die Völkerzerstörung durch den Imperialismus?


 
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