© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/99 02. Juli 1999


Meldungen

Untergrundorganisation auf Korsika neu gründet

AJACCIO. Drohungen einer neugegründeten Untergrundorgaosation haben auf Korsika Besorgnis erregt. Wie die Tageszeitung Corse Matin berichtete, erklärte am Samstag eine Gruppe von zwanzig maskierten Männern in Militärkleidung bei der Pressekonferenz die Gründung der "Korsischen Armee". Die Gruppe kündigte die Anwendung radikalster Mittel an und übernahm die Verantwortung für vier Bombenanschläge während der vergangenen drei Monate. Die Organisation verfügt nach Angaben eines Sprechers über 200 Mitglieder, die "jegliche Aggressionen gegen das korsische Volk" bekämpfen wollen. Neben der korsischen Armee gibt es auf der Insel die Korsische Nationale Befreiungsfront. Mehrere weitere Gruppen sind derzeit nicht aktiv. Seit Mitte der 70er Jahre versuchen die verschiedenen Gruppen mit Anschlägen mehr Autonomie von Paris zu erreichen. Im Februar 1998 war der Präfekt von Korsika, Claude Erignac, auf offener Straße erschossen worden. Dies hatte zu einem härteren Vorgehen der Polizei geführt. Die Elitepolizei hatte Anfang Mai, im Auftrag des neuen Präfekten Bernard Bonnet, ein Strandlokal in Brand gesetzt. Der Präfekt wurde daraufhin verhaftet. Die Affäre stürzte die sozialistische Regierung in Paris in ihre bis dahin größte innenpolitisch bedingte Krise.

 

Chirac lehnt Schutz von Regionalsprachen ab

PARIS. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac hat es grundsätzlich abgelehnt, die Verfassung so zu ändern, daß das Land die europäische Charta zum Schutz der Regionalsprachen ratifizieren könnte. Chirac erklärte, eine Modifizierung der französischen Verfassung könne den fundamentalen Prinzipien der Republik schaden. Der Verfassungsrat hatte zuvor kritisiert, einige Artikel der Charta widersprächen den Prinzipien der Unteilbarkeit, der Gleichheit und der Einheit des Volkes. Der sozialistische Premierminister Lionel Jospin hatte Chirac hingegen gebeten, einer Verfassungsänderung zuzustimmen. Am 7. Mai hatte Frankreich die Charta auf einer Versammlung des Europarates in Budapest unterzeichnet. Sie sieht eine umfassende Förderung der Regionalsprachen vor. Die Stellung von Minderheitensprachen könne auch respektiert werden, wenn die französische Verfassung nicht geändert wird, so Chirac. Er hoffe, daß in dem Unterricht an Schulen und in den öffentlichen Einrichtungen sowie in der Anwendung der Sprachen sich das regionale Erbe auch auf freiwilliger Basis entwickeln und entfalten werde.


 
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