© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/99 30. Juli / 06. August 1999


Meldungen

Polisario besteht auf Referendum in Sahara

MADRID. Rebellen der Unabhängigkeitsbewegung Polisario in der Westsahara haben vorigen Sonnabend den neuen marokkanischen König Mohammed VI. aufgefordert, sich wie sein verstorbener Vater Hassan II. für ein Referendum über die Zukunft des Wüstengebiets einzusetzen. Polisario-Chef Mohammed Abdelaziz und der Polisario-Vertreter bei der Europäischen Union in Brüssel, Chatri Aduh, appellierten an den 35jährigen Monarchen, die ohnehin verspätete Volksbefragung über eine Unabhängigkeit der Westsahara nicht noch länger aufzuschieben. Den Termin für das Referendum hat UN-Generalsekretär Kofi Annan auf den 31. Juli 2000 gelegt. Die Vereinten Nationen bemühen sich bereits seit 1991, dieses durchzuführen. Nach dem Rückzug der Kolonialmacht Spanien aus der Region Westsahara im Jahre 1975 hatten marokkanische Truppen das rohstoffreiche Wüstengebiet am Atlantik besetzt. Der 1976 ausgebrochene Krieg zwischen Marokko und der Polisario dauerte bis zum Waffenstillstandsabkommen von 1991.

 

Kämpfe bei ethnischen Gruppen in Nigeria

LAGOS. Bei Kämpfen zwischen Joruba und Haussa im Norden Nigerias sind erneut mehr als 30 Menschen getötet worden. Die Auseinandersetzungen begannen vorigen Sonnabend, nachdem Tausende Joruba die Lager verlassen hatten, in denen sie seit den Kämpfen der vergangenen Woche unter Polizeischutz gelebt hatten. Bis Sonntag abend wurden 30 Leichen gezählt, darunter fünf, die von johlenden Angreifern enthauptet wurden. Die Menge von etwa 2.000 jugendlichen Haussa konnte von Spezialeinheiten der Polizei mit Tränengas und Warnschüssen zerstreut werden. Am Sonntag der Vorwoche wurden in dem südwestlichen Ort Sagamu mehr als 60 Menschen getötet. Auslöser der Kämpfe war ein Angriff christlicher Joruba auf zwei Prostituierte, die den moslemischen Haussa angehören. Während die moslemischen Haussa im Südwesten des Landes in der Minderheit sind, bilden im Norden die Joruba unter den Haussa eine Minderheit. Nach dem Massaker an Joruba im Norden befürchten die Behörden nun Racheakte im Süden. Über Radio und Fernsehen wurden die Einwohner der Region zur Ruhe aufgerufen.

 

Journalisten laufen Sturm gegen Presseurteil im Iran

TEHARAN. Der Schuldspruch gegen den Chefredakteur der liberalen iranischen Zeitung Salam, Mohammad Musawi-Choeiniha, regt die Journalisten des Landes zur heftigen Kritik gegen das Mullahregime an. Redakteure verschiedener im Iran erscheindender Zeitungen sind der Ansicht, mit dem Schuldspruch solle das Blatt und nicht die Person getroffen werden. Der Chefredaktuer ist im Zusammenhang mit einem Artikel wegen Geheimnisverrat verurteilt worden. Dem Journalisten werden ferner die Verbreitung von Beleidigungen, Verleumdungen und Lügen sowie Irreführung der Bevölkerung vorgeworfen. Ihm drohen bei der Verkündung des Strafmaßes eine Haftstrafe sowie ein lebenslanges Berufsverbot in Verbindung mit einer endgültigen Einstellung des Zeitung. Diese war im Juli vorläufig geschlossen worden, was zu den schlimmsten Unruhen im Iran seit der Islamischen Revolution geführt hatte. Musawi-Choeiniha hatte 1997 den Wahlkampf des gemäßigten Präsidenten des Iran, Mohammad Chatami, unterstützt.


 
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