© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/99 30. Juli / 06. August 1999


Zitate

"Tatsächlich aber erleben wir jetzt eine gesellschaftspolitische Kursänderung, die von einer sozialdemokratisch geführten Regierung schwierig zu verkraften ist. Es ist nicht weniger als eine kräftige Korrektur am Mythos des Staates als Garant einer allumfassenden und gerechten Sozialpolitik. Kein Wunder, daß viele deutsche Sozialdemokraten sich um ihren Traum und ihre traditionellen Leitbilder geradezu betrogen fühlen. Ihr Kanzler träumt statt dessen immer deutlicher einen ’amerikanischen Traum‘: den Traum von eigenverantwortlichen Bürgern und einer weniger gegängelten Wirtschaft, die laufend neue Arbeitsplätze hervorbringt und den öffentlichen Haushalten wachsende Überschüsse beschert."

Heik Afheldt im Berliner "Tagesspiegel" vom 27. Juli 1999

 

 

"Wenn die Bundeswehr zur Berufsstreitkraft würde, dann wäre sie nur noch halb so groß. Einen Aufwuchs könnte es nicht mehr geben, weil die Reserven fehlten. Nun kann man in der gegenwärtigen Lage durchaus sagen: Das reicht auf europäischer Ebene. Aber was ist in zehn Jahren? Wer hat 1988 bei der Streitkräfteplanung gewußt, vor welcher Lage wir heute stehen? Und was machen wir nach einer allgemeinen europäischen Reduzierung auf kleine Berufsstreitkräfte, wenn plötzlich Nachhaltigkeit und Aufwuchs das Gebot der Stunde sind? Abgeschaffte Reserven kann man nicht wieder aus dem Zylinder herbeizaubern. Dafür benötigt man zehn Jahre."

Admiral Wellershoff in einem Interview in der "Welt" vom 24. Juli 1999

 

 

"Bemerkenswert ist, daß sich die aus politisch so gegensätzlichen Lagern stammenden Kritiker des Neoliberalismus in seltener Einmütigkeit auf die für seine Verwirklichung unabdingbaren Freiheitsrechte des (wirtschaftlich agierenden) Individuums konzentrieren. Aus unterschiedlichen Gründen wird dem Wirken der Smith'schen ’invisible hand‘– also dem Funktionieren unregulierter Märkte – grundsätzlich mißtraut. Deshalb scheint es ihnen notwendig, Freiheiten (des Marktes, wie der agierenden Individuen) massiv einzuschränken und strikten Regeln zu unterwerfen. Kann die Linke nicht vom Kampf gegen das von ihr bis in unsere Tage so hingebungsvoll gepflegte Feindbild des ausbeuterischen Kapitalisten (...) lassen, so sind es für Konservative der durch den Neoliberalismus entfesselte ’unchristliche‘ Egoismus und für Nationale der Verlust ’völkischer‘ Identität, die es zu bremsen gilt."

Andreas Tögel in der Wochenzeitschrift "Zur Zeit" vom 23./29. Juli 1999

 

 

"Ich wurde auch hierzulande dafür kritisiert, daß ich die USA ’die unersätzliche Nation‘ nannte. Aber wir sind gegenwärtig in der Weltpolitik wirklich unersätzlich, ohne uns läuft nichts. Und sind wir mal in irgendeiner Frage nicht involviert, schon ruft alles: Warum sind die USA nicht da, wo bleiben die Amerikaner?"

Madeleine Albright , US-Außenministerin, in einem Interview im "Spiegel" vom 26. Juli 1999

 

 

"Der Bundeskanzler wird seiner Rolle als fernsehwirksamer ’Kommunikator‘ nach wie vor gerecht: Gerhard Schröder ist sein bester eigener Propagandachef und muß auch bei unangenehmen Ereignissen nicht vor die Kameras getragen werden. Er hat die Gabe, ’Nichts‘ als ’Etwas‘ zu verkaufen, und davon lebt seine Regierung seit ihrem Amtsantritt."

Fritz Schenk in der Zeitschrift "Transparenz der Medien", Juni 1999

"Die Parteien lassen Führungsfähigkeit vermissen, wenn sie den Zug der Zeit nicht begreifen und sich an Privilegien klammern, die die Mehrheit der Bürger nicht mehr akzeptiert."

Peter Glotz, SPD, in der "Woche" vom 23. Juli 1999


 
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