© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    35/99 27. August 1999


Dokumentation: Die "Washington Times" wirft Fragen zu Ignatz Bubis auf
Das ungeklärte Goldgeschäft
(JF)

Ignatz Bubis, der vor einer Woche starb, war ein prominenter deutsch-jüdischer Vormann und Vize-Präsident des Jüdischen Weltkongreß. In seinen Memoiren schreibt er, wie er in der frühen 50er Jahren mit verdächtigem Gold handelte, und wie er mit einer Firma "kooperierte", von der bekannt war, daß sie Zahnfüllungen von Nazi-Opfern eingeschmolzen hatte.

Es gibt keinen Beweis, daß irgendwelches Gold, mit dem er handelte, jemals deutschen Juden gehörte, die von der Hand von Nazis während des Krieges gestorben sind. Nichtsdestotrotz haben die Umstände des Handels bei manchen Juden Fragen aufgeworfen. (...)

Ein Künstler und erfolgloser "Politiker", Meir Mendelssohn, goß schwarze Farbe über sein Grab als es gerade geschlossen wurde, und Herr Mendelssohn wurde später zitiert, wie er sagte, daß Herr Bubis, 72, ein "böser Mann" ("bad man") war und Juden betrogen hätte. Seine Bemerkung erläuterte er nicht. (...)

Herr Bubis schloß seine Memoiren ab, bevor der Jüdische Weltkongreß (WJC) 1996 eine Kampagne einleitete, um die Guthaben jüdischer Holocaust-Opfer von Schweizer Banken einzutreiben, und vielleicht war er sich der Brisanz seiner Enthüllungen über die Gold-Geschäfte nicht bewußt.

Herr Bubis schrieb über den Transport und den Verkauf von Gold in Deutschland zwischen 1950 und 1953. Er sagte, ihm sei der Ursprung dieses Goldes nicht bekannt gewesen, aber er vermutete, daß es aus der Schweiz kam, wo Gold im Wert von Hunderten von Millionen Dollar gelagert wurde, welches die Deutschen von Juden während des Zweiten Weltkrieges erbeutet hatten.

Andere Aspekte der Geschäfte, die in seinem Buch mit dem Titel "Damit bin ich noch längst nicht fertig" beschrieben werden, werfen ebenfalls Fragen auf. Die interessantesten Enthüllungen tauchen in dem Kapitel "Das Edelmetallgeschäft" auf. Herr Bubis, der seine Geschäfte mit einer speziellen Genehmigung führte, während es Deutschen vor 1953 verboten war, mit Edelmetallen zu handeln, beschreibt seine "Zusammenarbeit" ("cooperation") mit Degussa. In einem kürzlich erschienenen Bericht des State Department wird die Degussa beschuldigt, sie habe Goldringe und Zahnfüllungen von Juden eingeschmolzen, die in Konzentrationslagern umgebracht worden waren.

Degussa besaß auch eine Tochtergesellschaft zusammen mit der IG Farben, die Desch GmbH. Desch gehörten die Produktionsrechte für Zyklon B, einer Chemikalie, die in den Gaskammern der Konzentrationslager benutzt wurde.

Herr Bubis sagt in seinen Memoiren nicht, ob er von den widerwärtigen Geschäften der Degussa wußte. Die Memoiren wurden zwischen 1995 und 1996 geschrieben und bei Campus veröffentlicht, einem renommierten Verlagshaus in Deutschland. Campus druckte 10.000 Exemplare des Buches, zog sie aber dieses Jahr auf gerichtliche Anorndung hin aus den Buchläden zurück.

"Die Auslieferung wurde verhindert, weil ein deutscher Diplomat, der in den Memoiren erwähnt wurde, meinte, daß Bubis’ Bemerkungen über ihn nicht korrekt waren," sagte ein Campus-Sprecher, Thomas Schwörer. Herr Schwörer erwartet eine Entscheidung über die gerichtliche Anordnung im Dezember und sagte, "die Freigabe des Buches ist an diese Entscheidung gebunden." (...)

Jasmin Fischer, "The Washington Times", 20. August 1999


 
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