© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    36/99 03. September 1999


Meldungen

Warnung vor Folgen des elektronischen Lebensstils

SAARBRÜCKEN. Nach Ansicht von Freizeitforschern wird die junge Generation zunehmend von einem "elektronischen Lebensstil" geprägt werden. "Diese Generation surft in 90 Sekunden um die Welt, sie telefoniert in allen Lebenslagen, sie zappt wie im Fernsehen durch das Leben, steht ständig unter Strom" , sagte der Leiter des BAT-Instituts für Freizeitforschung, Horst Opaschowski, der Saarbrücker Zeitung. Sie wolle überall dabei sein, vor lauter Angst, im Leben etwas zu verpassen. Dabei wachse aber auch die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Schnell stelle sich heraus, daß beispielsweise Kontakte übers Internet "die wirklich echten Beziehungen nicht ersetzen können". Die Familie sei nicht zuletzt als sozialer Rückhalt wieder im Kommen. Es bestehe aber auch die Gefahr, daß sich das Zappen durch die Fernsehkanäle und die Unverbindlichkeit der Kontakte im Internet auf den Alltag übertrügen. Dann könnten private Beziehungen abgehandelt werden wie technische Abläufe oder Geschäftsbeziehungen.

 

Verfassungsschützer hält Scientology für überschätzt

HAMBURG. Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutzchef Fritz Achim Baumann hält die Bedeutung der Scientology-Organisation für überschätzt und stellt die Notwendigkeit einer weiteren Beobachtung mit nachrichtendienstlichen Mitteln in Frage. Nach zweijähriger Überwachung der Organisation durch den Verfassungsschutz seien zwar Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die demokratische Grundordnung festgestellt worden, diese würden aber nicht konkret umgesetzt. Die Gefahren von Scientology lägen mehr im persönlichen Bereich, sagte er dem Stern. Der Sektenberater sei hier eher gefragt als der Geheimdienstler. Im Gegensatz zu Bayerns Innenminister Beckstein sieht er keine Anhaltspunkte für eine Unterwanderung der Wirtschaft durch die Organisation. Sollte die Beobachtung eingestellt werden, "müßte man konsequenterweise auch die Daten vernichten", so Baumann.

 

Kurden demonstrierten in Dortmund für den Frieden

DORTMUND. Rund 50.000 Kurden haben vorigen Sonnabend in Dortmund für die Freilassung des zum Tode verurteilten PKK-Vorsitzenden Adullah Öcalan und die generelle Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei demonstriert. Das 7. Internationale Kurdistan-Festival sei aber vor allem eine Friedensbotschaft an die Weltöffentlichkeit, sagte eine der Organisatorinnen. Nach 15 Jahren Krieg gebe es infolge der Verhandlungsangebote des inhaftierten Öcalan erstmals die Chance auf dauerhaften Frieden in der Region.

 

Fundsache:

"Zu Freys Verdruß hat auch die bürgerliche Konkurrenz das Rezept des emotionalisierten Wahlkampfs aufgegriffen. Der Politikwissenschaftler Richard Stöß von der FU Berlin traut dem CDU-Kandidaten Jörg Schönbohm durchaus zu, ’einen Teil des rechtsextremen Potentials für sich zu gewinnen‘. In einem Interview der ultrarechten Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT warb Schönbohm in der Szene für sich mit einschlägigen Parolen. In Westdeutschland, so der Christdemokrat, habe man lange Zeit Angst gehabt, den Begriff Nation zu verwenden. ’Das hat zu einer gewissen verkrümmten Haltung geführt.’"

Carolin Emcke, Floria Gless im "Spiegel" vom 30. August 1999


 
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