© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/99 10. September 1999


Meldungen

Naumann I: Widerstand gegen Kürzungspläne

ERFURT. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel hat sich für die weitere Förderung der kulturellen Arbeit der deutschen Heimatvertriebenen stark gemacht. Er wende sich entschieden dagegen, daß durch unsinnige Kürzungspläne der Bundesregierung die Kulturarbeit der Heimatvertriebenen lahmgelegt oder massiv behindert werde, sagte Vogel. Auch künftig werde Thüringen im Rahmen seiner Möglichkeiten die kulturelle Breitenarbeit der Vertriebenen fördern. Nachdrücklich wandte er sich gegen das sogenannte Naumann-Papier, das Ende Mai vom Kulturbeauftragten der Bundesregierung vorgelegt worden war. Es habe erkennbar eine Zerschlagung der in Jahrzehnten gewachsenen Strukturen zum Ziel. Beispielsweise soll das Nordostdeutsche Kulturwerk aufgelöst werden. Offenbar werde übersehen, daß die Kulturinstitute der Vertriebenen seit 1990 einen wesentlichen und unschätzbaren Beitrag zur Verständigung mit den Völkern Ostmitteleuropas geleistet hätten, erklärte der Ministerpräsident.

 

Naumann II: Neue Länder sollen mehr Geld erhalten

POTSDAM. Die Kultur in den neuen Ländern soll in den kommenden vier Jahren mindestens 240 Millionen Mark mehr Förderung erhalten. Dafür müsse im Westen gespart werden, sagte Staatsminister Naumann bei der Vorstellung des Aufbauprogramms "Kultur in den neuen Ländern" vorigen Freitag in Potsdam. Für dieses Jahr sind zur Förderung von Investitionen in kulturelle Einrichtungen zusätzliche 90 Millionen Mark vorgesehen. Die historischen Innenstädte sollen "vor einer Kahlschlagsanierung wie im Westen" bewahrt werden. "Sehen Sie sich Lübeck oder Hannover an, da ist mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg das Bombardement vollendet worden", sagte Naumann. Im Jahr 2000 soll der Extra-Betrag auf 60 Millionen Mark sinken, in den Jahren bis 2003 auf jeweils 30 Millionen Mark. Regulär unterstützt der Bund Kulturprojekte in den neuen Ländern in diesem Jahr mit 250 Millionen Mark. Länder und Kommunen seien zudem verpflichtet, die gleiche Summe aus ihren Haushalten zur Verfügung zu stellen. Das Geld soll nach Einwohnerzahl gleichmäßig verteilt werden. Brandenburg werde allerdings für den Erhalt der Preußischen Schlösser und Gärten mehr erhalten.

 

Naumann III: Zuschuß für sowjetische Ehrenmale

BERLIN. Die Bundesregierung stellt für die Renovierung der drei sowjetischen Ehrenmale in Berlin sechs Millionen Mark aus dem Etat von Kultur-Staatsminister Naumann zur Verfügung. Sie seien ein Zuschuß zur Erhaltung der Ehrenmale, erklärte ein Sprecher des Kulturbeauftragten der Bundesregierung und verwies auf die generelle Zuständigkeit der Bundesländer für Unterhalt und Pflege solcher Stätten. Die Unterstützung erfolge auch unter außenpolitischen Aspekten. Drei Millionen Mark sollen für den Erhalt des Ehrenmals in Treptow verwendet werden. Es war zur DDR-Zeit zentrale Gedenkstätte für die bei den Endkämpfen des Zweiten Weltkrieges in und um Berlin gefallenen Soldaten der Roten Armee. Je 1,5 Millionen Mark sind für das Ehrenmal in Schönholz und das Denkmal im Tiergarten unweit des Reichstagsgebäudes vorgesehen. Die Verpflichtung zur Übernahme und Pflege der Gedenkstätten geht auf Vereinbarungen zwischen Bundeskanzler Kohl und Präsident Gorbatschow zurück.


 
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