© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/99 10. September 1999


Zitate

"Konkret: Auf die Frage ’Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten?‘ antworten Sie in der FAZ: ’Revisionisten‘. Treibt Sie auch die Sorge um, daß der Geschichtsrevisionismus in den letzten Jahren stärker geworden ist – etwa durch das Gerede vom ’Roten Holocaust‘?

Primor: Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind einmalig – auch der Stalinismus ist nicht vergleichbar. Die Nazis wollten die Juden auslöschen, ohne daß diese ihre Feinde waren, ohne daß die Ermordung einen materiellen Vorteil gebracht hätte – das ist der Unterschied. Sorgen bereiten mir nicht nur die offenen Nazi-Revisionisten, sondern vor allem respektable Intellektuelle, die deren Thesen seit dem ’Historikerstreit‘ salonfähig machen."

Avi Primor, scheidender israelischer Botschafter, in einem Interview mit "Konkret" Heft September 1999

 

 

"Wird heutzutage ein Nichtlinker als rechts beschimpft, gibt er sich domestiziert, handzahm, defensiv. Warum läßt er die Begriffsdefinition nicht erst einmal beiseite und sagt: ’Na und, dann bin ich eben rechts, aber jetzt reden wir über Inhalte!‘ Wer das Totschlagargument ’rechts‘ an den Kopf geworfen bekommt, braucht zunächst einmal einen Eisbeutel, und bevor er wieder zu sich gekommen ist, steht der politische Gegner bereits in seiner Ecke, reißt die Fäuste jubelnd nach oben und hat gewonnen."

Frank Sage in der Zeitschrift "Gegengift", Heft 17, vom 1. September 1999

 

 

"Auf höherer Ebene gibt sich die FPÖ staatstragend. Sie fordert Kinderbetreuung, billigere Mieten und Strompreissenkungen – Anliegen, die jede Partei im politischen Spektrum auf ihre Fahnen schreiben würde, und zwar wirklich jede, von der KPÖ bis zu Lugers. ’Die FPÖ hat plötzlich einen pragmatischen Zugang‘, analysiert Fritz Plasser, Leiter des Zentrums für angewandte Politikforschung: ’Sie versucht zu sagen: We are a caring party, wir sehen die kleinen Probleme des Alltags und kümmern uns.‘ ÖVP-Familienminister Martin Bartenstein, ein Mann, der den Weg der FPÖ auch aus eigenem Interesse sehr genau verfolgt, hat sich Gedanken über Haiders neuen Kurs gemacht: ’Dieser Wahlkampf ist eine Konsequenz aus dem Kärntner Erfolg. Wie Clinton und Blair hat Haider mit den Family Values gepunktet.‘‘"

Markus Huber im österreichischen Magazin "Profil" vom 30. August 1999

 

 

"Gewachsene demokratische Traditionen fehlten, heißt es in einem Papier aus dem Schweriner Innenministerium. ’Gespräche mit Lehrern und den für Sozialarbeit zuständigen Stellen machen deutlich, daß sich nationalistisch-rassistisches Gedankengut offenbar ausbreitet und in manchen Gegenden zum vorherrschenden Weltbild von Jugendlichen und Jungerwachsenen werden könnte.‘ Einschlägige Gruppen fühlten sich schon in ’einer polizeiähnlichen Rolle‘. Alarmiert warnt der Landesverfassungsschutz vor ’den Anfängen der Herausbildung einer rechtsextremistischen neuen sozialen Bewegung‘."

Dieter Wenz in der "FAZ"vom 3. September 1999

 

 

"Spätestens nach der geistigen Verwerfung, die wir mit der Chiffre ’1968‘ verbinden, war es nicht mehr en vogue, sich als Vertriebener zu erkennen zu geben. Viele Jahre war das Bild der Vertriebenen durch stereotype Berichterstattung geprägt. Was bei kurdischer, griechischer oder italienischer Folklore als liebenswerte Facette dargestellt wurde, übergoß man bei den Vertriebenen mit Häme. Alles darüber hinaus wurde kaum wahrgenommen, weder die wissenschaftliche Arbeit, die zur Aufarbeit von Kultur und Geschichte der Vertriebenen geleistet wurde, noch die soziologische Aufarbeitung der Folgen dieser gewaltsamen Bevölkerungsverschiebung."

Erika Steinbach, CDU-Bundestagsabgeordnete und BdV-Vorsitzende, in der "Welt" vom 4. September 1999


 
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