© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/99 08. Oktober 1999


Frisch gepresst

Bauernkrieg. Joß Fritz ist wie viele andere Untertanen zu Anfang des 16. Jahrhunderts nicht länger bereit, Unterdrückung und Ausbeutung hinzunehmen. Mit größter Vorsicht wirbt er für sein revolutionäres Programm zur Befreiung der Bauern. Doch der "Bundschuh" wird verraten, zwölf Verschwörer hingerichtet. Als einer der wenigen entgeht Joß den Fängen der Häscher. Getrieben von der Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit und verfolgt von den Handlangern der Herrschenden, ist Joß Fritz von nun an ständig auf der Flucht. Als 1525 schließlich der Bauernkrieg ausbricht, hat sich seine Spur im Dunkel der Geschichte verloren. Dieses Leben Gestalt werden zu lassen, ist Wilhelm Eichner mit seinem Roman "Wir können von den Pfaffen nit genesen" gelungen (Universitas Verlag, München 1999, 279 Seiten, 39,90 Mark).

Arendt/Heidegger. Die Liebe zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger, zwischen der schönen jüdischen Studentin und dem weltberühmten Philosophen, hat seit jeher Faszination und auch Irritation ausgelöst. Seit dem Erscheinen des Briefwechsels kann man sich ein genaueres Bild von dieser leidenschaftlichen und krisenhaften Beziehung machen. Die Studie "Hannah Arendt – Martin Heidegger. Eine Liebe in Deutschland" (Basilisken-Presse, Marburg 1999, 35 S., 45 Mark) von Ludger Lütkehaus zeichnet ergänzend dazu ihre biographischen, philosophischen und politischen Aspekte auf dem Hintergrund der Epoche nach.

Feldpostbriefe. Mitten im Krieg, im Herbst 1943, besuchte Elisabeth May einen Vortrag des katholischen Dichters und Schriftstellers Otto Gillen über "Die Liebe in der Kunst". Die Worte des Mannes bewegten sie aufs Tiefste. Nach einer ersten Begegnung waren es 157 Feldpostbriefe, die das Band zwischen den Liebenden festigten und ihre Seelen einander immer näher kommen ließen, bis die Kriegsgefangenschaft und der Aufenthalt im Theologenseminar hinter Stacheldraht in Chartres in Frankreich den Briefwechsel unterbrachen. Über diese Zeit berichtet dann das Tagebuch, das zusammen mit dem vollständigen Briefwechsel und ergänzt durch einen Anhang mit Texten aus lange vergriffenen Romanen, Dramen und Gedichtbänden sowie Dokumenten aus dem Nachlaß anläßlich des 100. Geburtstags Otto Gillens vom Christiana-Verlag herausgegeben wurde: "Ich will das Lied der Liebe singen. Feldpostbriefe an meine Braut" (Stein am Rhein 1999, 286 Seiten, 19,80 Mark).

Ökofabrikant. Wie kein anderer personifizierte Karl Ludwig Schweisfurth mit dem Herta-Fleischimperium das Konzept der Massentierhaltung und -vermarktung. Mit 34 Jahren übernahm er das Unternehmen vom Vater und machte es innerhalb von 20 Jahren zum erfolgreichsten Fleischkonzern Europas. 5.000 Mitarbeiter und ein Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Mark standen zur Disposition, als er Herta im Jahre 1984 an Nestlé verkaufte. Weder wirtschaftliche Notwendigkeit noch der Wunsch, "Kasse zu machen", trieben ihn zu diesem Schritt, sondern die langsam gewachsene Überzeugung, daß auf der bisher praktizierten Form des Wirtschaftens kein Segen liegt. In der Autobiographie "Wenn’s um die Wurst geht" (Riemann Verlag, München 1999, 315 Seiten, 36 Mark) schildert Schweisfurth seinen Lebensweg, der in dieser Form exemplarisch sein könnte für den überfälligen Bewußtseinswandel unserer Gesellschaft.


 
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