© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/99 08. Oktober 1999


Zitate

"Der Verlierer Klima ist auch aus eigener Schuld Opfer der seit Jahren ritualisierten Dämonisierung Jörg Haiders. Weder die SPÖ noch die an sie gekettete ÖVP haben aus dem beständigen Niedergang der großen Koalition je ernsthaft Konsequenzen gezogen. Währenddessen vollzog sich Haiders und der FPÖ Aufstieg zu einer politischen Kraft, an der niemand mehr vorbeikommt. Selbst auf den tumbesten Toren wirkt doch die wie vor den Wahlen 1990, 1994 und 1995, so auch vor dem 3. Oktober wieder und wieder keulenartig gestellte Kampagnenfrage ziemlich verkrampft, was denn bloß das Ausland von Österreich denken möchte, sollte sich dieser zum Kärntner Mephistopheles Hochstilisierte am Weihwasser der angeblich in Dachau und Mauthausen gegründeten Lagerrepublik vergehen."

Reinhard Olt in der "FAZ" vom 5. Oktober 1999

 

 

"Soll man der treffsicheren, rhetorisch glanzvoll aufgeputzten Häme applaudieren, mit der Sloterdijk den Guru linker Aufklärungsdogmatik im Vorübergehen erledigt – oder sich stillvergnügt daran delektieren, wie "sich die Wanzen gegenseitig auffressen", um es mit einem berüchtigten Bild von Ernst Jünger auszudrücken? Denn mit seinem Frontalangriff auf Jürgen Habermas erklärt Sloterdijk ja auch Teile seiner eigenen intellektuellen Biografie für tot."

Heimo Schwilk in der Zeitschrift "Gegengift" vom 1. Oktober 1999

 

 

"Die deutsche Politik muß erkennen, daß die Nationen als Bausteine der zivilisierten Welt allgemein akzeptiert und in der Realität dieser Welt unverzichtbar sind. Der liberale Professor Ralf Dahrendorf hat recht, wenn er feststellt, der Nationalstaat sei ’das einzige Domizil der repräsentativen Demokratie, das bisher funktioniert hat.‘ Der demokratische Nationalstaat Deutschland ist seit knapp einem Jahrzehnt europäische Realität. Deutschland wurde durch ihn ’europareif‘, daß heißt, als demokratischer Nationalstaat auch in der Lage, im Rahmen des Staatenbundes fallweise Teile seiner Souveränität auf Europa zu übertragen. Das muß jedoch völlig gleichberechtigt und im Gleichschritt mit den anderen Nationalstaaten erfolgen und nicht als Konsequenz einer reaktionären ’Einbindungsstrategie‘. Der demokratische Nationalstaat ist nicht die Alternative zur europäischen Zusammenarbeit, sondern seine Voraussetzung. Diese Erkenntnis fällt in der deutschen Politik den zu Macht und Einfluß gelangten ’68ern‘ besonders schwer, weil ihr eitles Lebensgefühl sie dazu verführt, ’außerhalb der Nation zu stehen, wenngleich sie formal deutsche Staatsbürger sind‘, wie es der Frankfurter Psychologe Fritz Süllwold kürzlich beschrieb. Der Weg zur Einsicht in die Realität des freiheitlich-demokratischen Nationalstaates ist für sie offenbar schwiereger, als für sie in früheren Zeiten der Weg zur Anerkennung der kommunistischen DDR war."

Wilfried Böhm, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter, in der Zeitschrift "Epoche" , Heft 3/1999

 

 

"In Berlin warb einmal ein Plakat für eine Erotik-Messe. Live-Girls, Peep Shows, Porn Stars versparch es. Wenige Tage später waren die Sprüche nicht mehr zu sehen, sondern nur drei Aufkleber mit einer ebenso informativen Botschaft: Wir sprechen auch Deutsch. Ein klarer Sieg für die Deutsch Sprechenden, die nichts gegen Sex, aber viel gegen Anglisierung haben. Doch wer die Schlacht gewinnt, kann trotzdem den Krieg verlieren. Tief im Inneren scheinen sich viele Deutsche für ihre Sprache zu schämen. Es ist der Fluch, mit den Brüdern und Schwestern der deutschen Nation leben zu müssen. Die Deutschen wollen ihm entkommen, indem sie ihre Sprache loswerden. Doch ihnen gelingt nur pseudokosmopolitische Schönheitschirurgie."

Carter Dougherthy in der "Literarischen Welt" vom 2. Oktober1999


 
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