Die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) hat vom britischen "Public Record Office" in London soeben freigegebene Ablichtungen von Heß-Akten erworben. Darunter befinden sich zahlreiche zeitgenössische Stellungnahmen prominenter Persönlichkeiten der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten; aber auch Briefe an den nach England geflogenen Hitler-Stellvertreter selbst. Ein Absender adressierte seine Zeilen vom 12. Mai 1941 gar an "Herr Rudolph Hess, c/o. Nr. 10 Downing Street, London, England", als ob der am 10. Mai 1941 über Schottland abgesprungene NS-Führer im Amtssitz des britischen Premierministers zu erreichen gewesen wäre.

US-Präsident Roosevelt, der sich gleich nach Bekanntwerden des spektakulären Fluges beim englischen Premierminister Churchill nach den vermutlichen Absichten Rudolf Heß‘ erkundigte, nannte den Ankömmling aus Deutschland anzüglich "Your national guest in England" und zeigte sich an laufender Information interessiert. Aufschlußreich sind auch die in den freigegebenen Archivalien befindlichen persönlichen Briefe von Rudolf Heß und seiner Frau sowie die beigegebenen Gestapo-Berichte aus dem Reich.