© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/99 22. Oktober 1999


Österreich: Der Ökopark Hartberg setzt auf erneuerbare Energien
Stromversorgung ohne Atom
Franz Weissenböck

In der Stadt Hartberg, zwischen Wien und Graz gelegen, ist ein einzigartiger Versuch im Gange, ein Öko-Dorf zu errichten, in dem fast ausschließlich Unternehmen angesiedelt sein werden, die sich mit Produkten und Dienstleistungen aus dem Umweltbereich beschäftigen. Auf dem 15 Hektar großen Areal sollen sich zu den schon vorhandenen Betrieben aus den Bereichen Solartechnik und Altpapierverwertung auch noch weitere gesellen. Dabei soll nicht der Eindruck entstehen, eine Insel der Glückseligen errichten zu wollen, die finanziell ein Faß ohne Boden ist. Vielmehr soll ein wirtschaftlich rentabler Kreislauf entstehen, in dem der Umweltschutzgedanke nicht nur idealistisch aufgefaßt, sondern auch gewinnbringend umgesetzt wird. Das Bewußtsein in der Bevölkerung ist dafür zum Teil schon geschaffen. Die Mülltrennung im Haushalt läuft bereits. Demnächst soll das Recycling von Gemeindeebene her vollzogen und unterstützt werden. Beispielsweise erzeugt ein Betrieb aus gesammeltem Altpapier Dämmstoffe.

Zusätzlich zu Gewerbe- und Industriebetrieben – dabei ist vor allem an die Bereiche Altpapier- und Kunststoffwiederverwertung, Energie-, Solar-, Heizungs- und Klimatechnik gedacht – sollen auch kleinere Betriebe zur Ergänzung der Infrastruktur Platz finden.

Zur öffentlichen Darstellung eines Weges in Richtung ökologischerer Zukunft werden die Produktionsstätten als eine Art "gläserner Betrieb" zugänglich sein. Ein "Solarzug" fährt durch das gesammte Gelände und soll bei Besuchern das Interesse an umweltfreundlichen Alternativen wecken. Der Wirtschaftsstandort wird ergänzt durch Forschungsbetriebe in Bereichen erneuerbarer Energien, Wiederverwertung bzw. Kreislaufwirtschaft. Schulungs- und Seminarräume runden den Bereich ab. Die Versorgung mit Strom erfolgt autark von Solarkraftwerken. Eine Biogas-Heizung sorgt nachts und an sonnenschwachen Tagen für Energie. Büroflächen werden noch errichtet – angepaßt natürlich an die Erfordernisse der Betriebe – und auf Basis marktüblicher Preise vermietet.

Gefördert wird das Ökodorf von der Stadtgemeinde Hartberg, der Steiermark, Österreich und der EU. Es dient als Vorzeigeprojekt, um zu zeigen, daß eine lückenlose Energie-Versorgung auch ohne Atom- und fossilen Kraftwerken tatsächlich möglich ist.


 
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