© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/99 29. Oktober 1999


Zeitschriftenkritik: "Omicron"
Mehr als eine Zukunft
Werner Olles

Zehn Ausgaben sind bisher von der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift Omicron – Magazin für Paläo-SETI, Wissenschaft und Forschung  erschienen. Präsentiert werden dem Leser Hypothesen über die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde, Denkmodelle der menschlichen Intelligenzwerdung, Forschungen nach dem Urbeginn der Religionen und globalen Mythen, wobei die Suche nach extraterrestristischen Intelligenzen (SETI) bei der Lösung ungeklärter Fragen der menschlichen Vergangenheit helfen soll.

Berichtet wird aber auch über neue Entdeckungen in der Astronomie, so zum Beispiel über die durch die Astrophysik bekannt gewordenen "Schwarzen Löcher", die sich in der Frühzeit unseres Universums aus gigantischen Gaswolken oder beim Zusammenbruch von gewaltigen Sternenhaufen, die eine immense Anzahl von Sonnen beherbergten, geformt haben. Inzwischen haben Wissenschaftler neben den stellaren und supermassiven "Schwarzen Löchern" eine neue Klasse ausgemacht, die irgendwo zwischen diesen liegt. Diese "gefrorenen Sterne", die ihre Entstehung einem noch ungeklärten Prozeß verdanken, haben etwa 100 bis 10.000 Sonnenmassen, nehmen aber weniger Raum ein als unser alter Erdmond.

Einer Revolution unseres Weltbildes kommt auch die These gleich, daß Dinosaurier und Menschen vor nur ein paar tausend Jahren gemeinsam gelebt haben, wie Ausgrabungen vorsintflutlicher Funde und Piktogramme in Texas und Colorado augenscheinlich beweisen. Und recht brisant ist auch die Information, daß die amerikanische Armee zur Zeit in Nevada UFOs baut, die auch schon gefilmt wurden und demnächst offiziell mit dem Kommentar vorgestellt werden sollen, daß alle früheren UFO-Sichtungen sich auf eigene geheime Experimente mit eben diesen Flugobjekten bezogen haben. Damit wäre jedenfalls das UFO-Thema für lange Zeit begraben und nonkonformistische Wissenschaftler mundtot gemacht.

Hart ins Gericht geht die Zeitschrift hingegen mit sogenannten Hellsehern, denen bis auf ganz wenige Ausnahmen jegliche Seriosität abgesprochen wird. Fast keines der von ihnen in den letzten Jahren prophezeiten, durchweg negativen Ereignisse ist eingetroffen. Weder fielen die Russen 1998 in Mitteleuropa ein, noch fiel Arafat einem tödlichen Attentat zum Opfer oder stürzte Michael Jackson mit dem Flugzeug ab, und auch der Papst, den die Hellseher seit 1991 jedes Jahr sterben lassen, lebt immer noch. Dagegen wurde das schlimme Zugunglück in Eschede nicht vorausgesehen, entgegen den Prophezeiungen wurde Deutschland nicht Fußball-Weltmeister und Helmut Kohl nicht zum Bundeskanzler wiedergewählt, und auch die Clinton-Lewinsky-Affaire hatte niemand vorausgesehen.

Als Fazit stellt Omicron  fest, daß wir den düsteren Weltuntergangs-Prophezeihungen keineswegs hilflos ausgeliefert sind, da die Zukunft des Menschen nicht unabänderlich festgelegt sei und es im Gegenteil sogar eine Vielzahl von "Zukünften" gäbe. Werner Olles

Anschrift: Roland Roth, Rothwestenerstr. 9, 34233 Fuldatal-Simmershausen. Einzelpreis 10 Mark, Jahresabo 40 Mark


 
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