© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/99 19. November 1999


Meldungen

Von der Arbeitsunfähigkeit in die Arbeitslosigkeit

KÖLN. Die Vorstellung, die Schar der Arbeitslosen bestünde nur aus denjenigen, die durch Rationalisierung, Umstrukturierungen oder Unternehmenspleiten ihren Arbeitsplatz verloren haben, stimmt immer weniger mit der Realität überein. Im September 1998 waren nur noch 44,7 Prozent der Erwerbslosen unmittelbar davor beschäftigt gewesen – so wenig wie nie zuvor. Dagegen hatten 44,9 Prozent ihre Erwerbslaufbahn in irgendeiner Form unterbrochen. Im Jahr 1993 hatte das Verhältnis noch 63,1 zu 26,2 betragen. Zusätzlich zur Kündigung ist inzwischen eine Vielzahl anderer Gründe für die Arbeitslosmeldung ausschlaggebend. So war im ersten Halbjahr 1999 jeder achte Neu-Arbeitslose zuvor arbeitsunfähig geschrieben, sieben Prozent hatten einfach die Meldung versäumt und sechs Prozent wollten – zum Beispiel nach einer zeitweisen Tätigkeit als Hausfrau – ins Erwerbsleben zurückkehren oder wurden vom Sozial- zum Arbeitsamt geschickt. Auch Langzeitarbeitslose und andere, die sich in die stille Reserve zurückgezogen und zwischenzeitlich die Stellensuche aufgegeben hatten, nun aber neuen Mut fassen und sich wieder in die Arbeitslosenkartei aufnehmen lassen, dürften eine Rolle spielen.

 

Indischer Staudamm wieder auf der Tagesordnung

BERLIN. Nach der Erteilung einer neuen Bürgschaft für den Drei-Schluchten-Staudamm in China befürchtet die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation "Urgewald", daß die rot-grüne Bundesregierung nun auch eine Bürgschaftsübernahme für den nicht weniger umstrittenen Maheshwar-Staudamm am indischen Narmada-Fluß plant. Seit Juni 1998 liegt die Entscheidung über eine von Siemens und der HypoVereinsbank beantragte Hermesdeckung auf Eis. In dieser Zeit hat sich der Interministerielle Ausschuß der Bundesregierung wiederholt mit dem Projekt befaßt und sowohl Vertreter indischer als auch deutscher Nichtregierungsorganisationen angehört. Nun soll in den nächsten Wochen eine endgültige Entscheidung fallen. Der Bau des Dammes würde zur Vertreibung von rund 40.000 Kleinbauern und Fischern führen und eines der produktivsten Agrargebiete Zentralindiens überfluten. Gegen die drohende Zerstörung der Lebensgrundlagen wehrt sich seit 14 Jahren die Bewegung "Narmada Bachao Andolan" mit Demonstrationen, Hungerstreiks und Besetzungen. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat sich deshalb im August 1999 gegen eine Bürgschaft ausgesprochen.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen