© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/99 19. November 1999


Zeitschriftenkritik: "Sol Invictus"
Verschüttetes bergen
Ellen Kositza

Die "Schwarze Sonne" hat Konjunktur, in diesem Jahr breitenwirksam und magazinfüllend allein schon aus astronomischen Gründen. Zeitloser und symbolträchtiger ist da der mysterienträchtige Verweis auf das zwölfarmige Sonnenrad, eingelassen in den Boden der sagenumwobenen Wewelsburg bei Baderbor. "Schwarze Sonne" als Buchtitel, auf CD-Hüllen, auf Schnapsflaschen, tätowiert auf Menschenfleisch.

Unter demselben Sonnensymbol firmiert auch die Schriftenreihe Sol Invictus des Freundeskreises für Brauchtum und Kultur aus Ilvesheim. Seit 1996 unregelmäßig mehrmals jährlich erscheinend, möchte die Zeitschrift der "geistigen und kulturellen Erbauung" dienen sowie Beiträge zur volks- und heimatkundlichen Forschung – vorrangig des "kulturellen Erbes unserer heidnischen Vorfahren" – leisten. Die Schriften, heißt es, "widmen sich vorrangig solchen Dingen, die unter Mittelmaß, Alltäglichkeit und Zeitgeist verschüttet liegen". Die Ausführung der Themenhefte ist dabei weniger polemisch, als es die provokante Selbstdarstellung vermuten läßt, dargeboten werden solide Aufsätze, leicht lesbar und doch wissenschaftlichen Maßstäben genügend. Als "Ketzer-Ideale" beruft man sich etwa auf Nietzsche, Hebbel, Kurt Eggers und Felix Dahn; das Markante, Vitale also als Leitlinie des Idealen. Die 1999 veröffentlichten Folgen beschäftigten sich mit dem "Heldenkampf der Stedinger" im 13. Jahrhundert, mit Kraftplätzen und Kultstätten und mit Jörg Land von Liebenfels. Das aktuelle Heft titelt "Mobilmachung im Minenfeld – Ernst Jüngers Philosophie der Bewährung im Dasein." Daß es im Wesen des "faustischen Menschen" liegt, "auch aus der Hölle nicht mit leeren Händen zurückzukehren", dieses Zitat Jüngers geht der Abhandlung gewissermaßen als Motto voraus. Anhand neuerer Sachliteratur und eigener Analyse werden Jüngers Weg, Werk und Wirken verfolgt, wird sein "Waldgang" als "konservativ-revolutionäre Defensivstrategie" der "apoliteia" Julius Evolas gegenübergestellt, wird Jüngers Konversion zum Katholizismus aus bislang vernachlässigter Perspektive dargestellt. Zeichnungen und Photographien runden die Schrift ab.

Sol invictus, Freundeskreis für Brauchtum und Kultur, A. Szalay, Postfach 1238, 68544 Ilvesheim, Einzelheft 5 DM, Abo über 5 Hefte 23 DM


 
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