© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/99 03. Dezember 1999


Zitate

"In Hooligans sehen die Autoren ein Spiegelbild der Fußballgesellschaft, die enorme Aggressionen bündele und friedlich sich entladen lasse. ..Und rechte Skins versuchten ein Spiegelbild dazu aufzustellen, daß deutsche demokratische Identität sich aus der Ablehnung des NS-Staates ergibt. Also nicht Orientierungslosigkeit oder Werteverwirrung treibt diese Jugendlichen um, sondern harte, manchmal zu harte Arbeit an den Werten dieser Gesellschaft."

Bodo Morshäuser in der Besprechung des Buches "Der Kick und die Ehre" von Hans-Volkmar Findeisen und Joachim Kersten in der "Zeit" vom 14. November 1999

 

 

"Mit der reinen Lehre von den Aufgaben der Verfassungsorgane haben heutige Regierungsbildungen nur noch wenig zu tun. (…) Was dem Geist der Verfassung gemäß in der Entscheidungskompetenz jedes einzelnen der geheim und frei gewählten Abgeordneten liegen sollte, wird schon zu Beginn der Legislaturperiode festgeschrieben. So dürfen Parlamentarier später nur noch als parteigebundene Personenstaffage die längst besiegelten Entscheidungen bestätigen. Das Verfahren tendiert zu einer Abschaffung der Parlamente, die bei wachsender Dominanz der exekutiven Fraktionsspitzen über die Legislative überflüssig werden; die Mandatsträger könnten sich eigentlich gleich nach der Regierungsbildung ohne Überbrückungsgeld ihrem bürgerlichen Beruf widmen."

Michael Mönninger in der "Berliner Zeitung" vom 30. November 1999

 

 

"Die große Chance von 1989, alle linken Positionen einer gründlichen Revision zu unterwerfen, wurde nicht genutzt. Das gute Erbteil der Revolte von 1968 – die antiautoritäre Lust auf Veränderung von Wirklichkeit, Demokratisierung im Alltag, Kritik an herrschenden Zuständen – verkommt so zu einem ideologischen Konservatismus, der gesellschaftliche Veränderungen vorwiegend als Bedrohung auffaßt, die es abzuwehren gilt – vom Ladenschluß bis zur Steuerreform. Keine Erneuerung nirgends. Von der Revolte zur Denkstarre. (…) Die normative Kraft des Faktischen hat auch offiziell die Herrschaft über den Zeitgeist übernommen. Forscher Pragmatismus ersetzt skeptisches Denken. In dieser intellektuellen Leere gedeihen stets aufs Neue jene Mystifizierungen der Linken, deren Ende 1989 schon gekommen schien. Dabei mißachten viele Linke gerade jene freudianische Lehre, die sie stets anderen verpaßten: Wer sich der Vergangenheit nicht stellt, ist gezwungen, sie zu wiederholen, und sei es als Farce. So feiern immer wieder reflexhafter Antiamerikanismus, in deutscher Selbsthaßliebe lodernde Inländerfeindlichkeit und ein hilflos wütender Zynismus – ’Kein Blut für Joschkas Karriere‘ (Jürgen Elsässer) – fröhliche Urständ."

 

 

Reinhard Mohr im "Spiegel" vom 29. November 1999

"Wenn Gott Herr über Leben und Tod ist, dann ist menschliches Leben sakrosankt, unantastbar vom allerersten Anfang im Mutterleib bis zum Tode, vor der Geburt und nach der Geburt, dann ist unantastbar auch das alte Leben, auch das behinderte Leben, auch das eigene Leben (…). Wenn aber der Mensch zum Herrn über Leben und Tod wird, dann wird menschliches Leben verfügbar, von Mehrheiten abhängig, von Kompromissen. Und wohin das führen kann, haben wir in gottlosen Gesellschaften schon in vielen Zeiten gesehen. Es führt dann nicht nur zu einer gottverachtenden, sondern auch in eine menschenverachtende Gesellschaft, in der keiner mehr sicher ist, ob sein Leben morgen nicht mehr wünschenswert und für unzumutbar erklärt wird."

Johannes Dyba, Erzbischof, in dem von Johanna Gräfin von Westphalen herausgegebenen Sammelband "Offensive für das Lebensrecht", Krefeld 1999


 
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